Buchbesprechung – Nicolas Schmidlin “Unternehmensbewertung & Kennzahlenanalyse”
Vorbemerkung: Ich habe ein Exemplar vom Verfasser zugesandt bekommen und wurde um eine Besprechung gebeten. Ich hoffe und denke, dass es sich dennoch um eine unvoreingenommene Besprechung handelt.
Gute Deutschsprachige Literatur zum Thema Bilanzanalyse und Value Investing ist eher selten. Umso erfreulicher ist die Tatsache, dass sich jemand die Mühe macht, sein Wissen und Kenntnisse über Bilanzanalyse, Kennzahlen Berechnung und Unternehmensbewertung in Buchform zu veröffentlichen.
Das eben erschienene Buch beginnt mit mehreren Kapiteln zu Bilanzierungsgrundlagen und Kennzahlenberechnung. Daran anschliessend werden Methoden zur Analyse von Geschäftsmodellen vorgestellt und es folgt noch ein Kapitel zur Ausschüttungspolitik.
Dann geht es nahtlos weiter zu Bewertungkennzahlen und der Unternehmensbewertung an sich, bevor dann mit einem kurzen Kapitel zu Value Investing abgeschlossen wird.
Meine Eindrücke:
+ Das Buch macht einen sehr durchdachten Eindruck, der Aufbau ist logisch und klar
+ Es werden m.E. wirklich alle erdenklichen Aspekte abgedeckt, der Leser wird Schritt für Schritt in die Materie eingeführt
+ es eignet sich durch den geschickten Aufbau sowohl für Einsteiger wie auch als Nachschlagewerk für Fortgeschrittene
+ Die ganz große Stärke des Buches ist die Vielzahl von “Real World” Beispielen. Dadurch wird das Lesen des Buches trotz der hohen Informationsdichte nie langweilig oder anstrengend
+ man merkt eigentlich fast auf auf jeder Seite wieviel “Herzblut” in diesem Buch steckt
+ im Gegensatz zu anderen “Werken”wird nicht mit irgendwelchen “Zauberformeln” gearbeitet sondern darauf hingewiesen, dass man eine Bewertung immer aus verschiedenen Perspektiven und mit verschiedenen Methoden vornehmen sollte
Für mich persönlich war der Teil mit dem “fairen Kursgewinnverhältnis” sehr interessant. Die Idee, basierend auf einem Basis KGV mithilfe von verschiedenen Kriterien wie Rentabilität, Marktposition etc. ein “faires” KGV zu ermitteln fand ich sehr gut und hatte das so auch noch nirgends gelesen. Ich denke mal, dass ich das zukünftig als eine Alternative bei der Bewertung immer einbauen Werte-
Fazit: Aus meiner Sicht ein wirklich tolles Buch zur Bilanzanalyse und Unternehmensbewertung, sowohl für Einsteiger wie auch für Fortgeschrittene. Aus meiner Sicht uneingeschränkt empfehlenswert. STRONG BUY !!!!!
P.S.: Zukaufen gibt es das Buch direkt bei Amazon und zwar hier.
Nachdem ich es mal grob durchgeblättert habe, glaube ich, dass man sagen kann, dass es doch sehr an moderne Skripte zu Finazwirtschaft/Investitionsrechnung (JA, Kennzahlen, DCF) sowie Controlling (SWOT usw.) erinnert. Unterscheiden tut es sich eigentlich nur durch die vielen Beispiele… Aber für jemand der einen Crashkurs braucht sicherlich sehr interessant…
Was ich nicht so ganz verstehe sind 2 verschiedenen Definitionen zum FCF:
S.35 FCF= operativer CF – CF aus Inv.
S. 187 FCF = operativer CF – CAPEX
Ich hätte auch S. 35 eher die Definition von S. 187 erwartet …
Moin David,
korrekt, da ist schon ein ähnlicher Ansatz drin, in Nicolas Buch ist das allerdings ein wenig detailierter geschidlert und beruht nicht nur auf EK rendite.
P.S.: Crowdsourcing – lass mal hören 😉
Hi mmi,
du sagst: “Für mich persönlich war der Teil mit dem „fairen Kursgewinnverhältnis“ sehr interessant. Die Idee, basierend auf einem Basis KGV mithilfe von verschiedenen Kriterien wie Rentabilität, Marktposition etc. ein „faires“ KGV zu ermitteln fand ich sehr gut und hatte das so auch noch nirgends gelesen.”
Also genau genommen ist die Idee ein faires KGV unter Berücksichtigung verschiedener Aspekte zu berechnen nicht neu, gab es sogar schon in deinem eigene Blog zu lesen.
Guck doch nochmal in deinen Artikel zum Thema “Compounding Interest” nach 😉
LG David
PS: Das Crowdsourcing Projekt nimmt langsam konkretere Formen an 🙂
Hallo Welju,
die S-Kurve wird nicht explizit erwähnt, es wird aber kurz auf die “typischen” Wachstumsphasen eines Unternehmens eingegangen.
Im Zuge der Diskussion des Managements wird im weiteren Sinne auf die Unternehmenskultur Bezug genommen, das ist aber ganz klar nicht der Fokus des Buches. Ich finde es auch schwierig, beim Thema Unternehmenskultur die wahren Kernwerte eines Unternehmens vom üblichen Marketing “bla bla” abzugrenzen.
Beste Grüße
Sicher, Bewertungen dieser Art sind meist nicht einfach, zumal wesentliche Werte oft weniger durch schriftlich-formale Prozeduren vermittelt werden, sondern eher durch Geschichten und Legenden aus der Unternehmenstradition. Welche Persönlichkeiten haben das Unternehmen geprägt, welche Werte haben sie durchgesetzt und vorgelebt? Passen jene Werte zur der Art der angestrebten Marktführerschaft? Berichte von Kunden, Zulieferern und Mitarbeitern (auch von ehemaligen) helfen hier ebenso weiter wie “nichtautorisierte” Unternehmensgeschichten und Artikel von Journalisten.
Letztlich geht es hier – wie bei anderen Kriterien – um das Erkennen von Risiken und das Abwägen gegenüber Peers. Selbst bei Unternehmen mit vorzüglichen Kennzahlen würde ich als mittel- bis langfristig orientierter Investor bei Mängeln bezüglich der Kernwerte und Unternehmenskultur einen höheren Discount verlangen.
Wie schon gesagt, ich finde es erfreulich, dass überhaupt auf “weiche” Faktoren eingegangen wurde.
Hallo Stairway,
bist du der selbe wie vom Wertpapierforum?
Hatte damals den Post zu Safilo bonds gelesen, als ich am überlegen war das unternehmen in das portfolio zu geben(equity). schon lustig zu sehen, sehe hier so viele gemeinsame ideen. Top Seite.
Das Curriculum von dem Autor ist erstaunlich, aber umso beeindruckender und erfreulicher, das er schon so früh ein derartiges Buch schreibt, in dem Bereich sind neue Bücher immer willkommen. Werde es bestellen.
Schreibt er denn auch etwas über discount rates?
Statt der BCG-Matrix würde ich eher die S-Kurve bevorzugen. Wird diese erwähnt?
Und da in jenem Werk erfreulicherweise gewisse nicht-arithmetische Faktoren eine Rolle spielen: Werden auch Kernwerte (shared values) und Unternehmenskultur thematisiert?
Welju,
S-Kurve ist nicht dabei. Der Schwerpunkt liegt schon auf Bilanzanalyse. Zu den “soften” Faktoren steht nicht soviel drin, aber das ist meines Erachtens OK. Das buch ist ja vor allem für das Erlernen der handwerklichen Grundlagen gedacht.
mmi
Das Buch ist vor einigen Tagen in meinem Briefkasten gelandet. Nachdem ich in einschlägigen Foren darauf aufmerksam geworden bin, haben mich die durchweg positiven Amazon Rezensionen dann endgültig zum Kauf bewogen.
Leider hatte ich noch keine Zeit es komplett zu lesen. Für einen Börsenneuling wie mich, der sich erst in die Unternehmensbewertung einarbeiten möchte und dazu noch nicht einmal “vom Fach ist”, ist es genau das richtige.
Ein weiterer Pluspunkt ist meiner Meinung nach die Aktualität (1. Auflage November 2011) und die somit durchweg aktuellen Beispiele.
Von meiner Seite ebenfalls ein strong buy.