Monthly Archives: April 2011

AIRE KGaA – Geschäftsbericht 2010 und gute Nachrichten aus Bratislava

Seit heute ist er draussen, der 2010er Geschäftsbericht der AIRE.

Das Highlight vorab ab: Man hat sich entschlossen, die Immobilie in Bratislava zu verkaufen und man bekommt anscheinend (annähernd) den Buchwert von 78.5 Mio EUR.Zu Erinnerung: das Objekt hat ja “brutto” mehr als die Hälfte des Portfolios ausgemacht.

Weitere Highlights:
– Um einen Liquiditätsengpass zu vermeiden, hat man an Darlehen von AIG Assets aufgenommen i.H. von 2 Mio. EUR.
– die frei werdende Liquidität aus dem Bratislava Verkauf (netto 15 Mio.) muss wohl noch in einen Asian Immobilienfonds investiert werden
-Gemäß Lagebericht auf Seite 16 gibt es keine größeren Investizionsverpflichtungen mehr über den Asienfonds hinaus, d.h. zukünftige Verkäufe können an die Aktionäre weitergeleitet werden.
– Der Buchwert per 31.12.2010 pro Aktie hat sich auf 19,1o EUR erhöht, der Teil wohl durch die Währungswentwicklung bedingt
– Das (bedeutungslose) Ergebnis für 2010 beträgt immerhin 4 Cent pro Aktie nach mehreren verlustjahren

Dennoch muss man den Verkauf als absolut positiv bewerten denn

1. es zeigt, dass die aktuellen Wertansätze in der Bilanz absolut realistisch sind
2. Die Gesellschaft ist hinterher schuldenfrei
3. Die Bilanz wird dann deutlich aufzeigen, dass man (bereinigt um Währungen) ein konservativ bewertetes Immobilienportfolio zu 50% des Wertes kaufen kann

In unserem Eingangsposting zu AIRE hatten wir unsere Cases wie folgt dargelegt:

„Bestcase“
USA kein Abschlag, Asien 10% Gewinn und Bratislava 10% Gewinn; Es errechnet sich ein NAV von 18,96 EUR, der innerhalb der nächsten Jahre ausgezahlt wird. !Katalysator! der Kursentwicklung ist die Abwicklung der Gesellschaft – das NAV kann also nicht ewig unterbewertet bleiben.

„Midcase“;
USA und Asien 25% Abschlag, Bratislava zum aktuellen Wert; Es errechnet sich ein NAV von 13,58 EUR.

„Badcase“:
Auf USA und Asien nochmal 50% Abschlag, Bratislava 10% Abschlag wg. Refi Problemen. Es errechnet sich ein NAV von 7,66 EUR.

D.h. bezüglich Bratislava bewegen wir uns hier also im “Midcase”.

Unsere aktuelisierten Cases auf Basis des Buchwertes von 19 EUR sehen die angepassten Szenarien so aus

Good Case: USA kein Abschlag, Asien 10% Gewinn –> NAV von 19,50 EUR

Mid Case: USA & Asien 25% Abschlag: –> 14.75 EUR (inkl. Währungsschwankungen)

Bad Case: USA & Asian nochmal 50 Abschlag% –> 9,50 EUR

Bei einem aktuellen Kurs von 9,60 EUR ist also die Downside deutlich geringer geworden, die upside aber fast gleich aufgrund des gestiegenen Buchwerts. Je nachdem wie man jetzt die Szenarien gewichtet, hat man doch eine ganz ordentliche Margin of Safety, trotz des aktuell sehr schwachen Dollars.

Im Zusammenhang mit den bereits beschrieben restlichen Investitionsverpflichtungen, die von dem Bratislava Erlös zum größten Teil gedeckt werden, kann man auch relativ bald Dividenden erwarten. Im Lagebericht steht auf Seite 17 explizit dazu, dass die Anleger dann bald mit Ausschüttungen rechnen können, vielleicht schon 2012.

Interessant auch die Aussage, dass evtl. auf 0 abgeschrieben Objekte doch eine positievn Wert bekommen könnten.

Fazit: Das Risiko der AIRE Position hat sich deutlich verringert, einer nach wie vor ordentlichen Upside (bis zu 100%) steht nun eine deutlich geringere Downside gegenüber. Das solte sich mittelfristig in einem deutlich geringeren Abschlag zum NAV wiederspiegeln. Sollten noch weitere Verkäufe gelingen und evtl. für das GJ 2012 eine Dividende angekündigt werden, könnte der Kurs dann auch sehr schnell Richtung NAV gehen.

Aktuelle News zu unseren Portfoliowerten

Nachdem ja gerade Dividenden / Berichtssaison ist, ein paar kurze Updates zu einigen unserer Portfoliowerte:

Der DEGI International hat am 27.04. eine zu 86% steuerfreie Ausschüttung von 0,75 EUR pro Anteilsschein ausgeschüttet.

Total Produce hat ebenfalls am 27.04. 1.24 Cent pro Aktie Dividende geschüttet,

Netflix hat recht gemischte Quartalszahlen veröffentlicht. Zwar hohe Zuwächse bei den Abonenten, bereinigt aber negativer operativer Cashflow. Die Spane der Meinungen ist bei Netflix sehr hoch, während manche das nächste Kursziel bei 280 USD sehen, gibt es auch welche, die den Wert auf legdiglich 80 USD schätzen.

Kabel Deutschland wird anscheinend als DAX Kandidat gehandelt. Das erklärt vmtl. einen Teil des Anstiegs.

Bijou Brigitte hat relativ schwache Q1 Zahlen und einen verhalten Ausblick gemeldet, dem Kurs konnte das aber nichts mehr groß anhaben.

Scoring-Modell: Unser Koordinatensystem für den “Wert” eines Unternehmens

Da wir in zahlreichen Artikeln von einem ominösen “Scoring-Modell” gesprochen haben, wollen wir hier vorstellen wie wir zu unseren “Zielkursen”, bzw. “Fair Values” kommen. Dabei sollte aber immer bedacht werden, dass der echte Wert eines Unternehmens natürlich unbekannt ist und unser Modell nur einen strukturierten Prozess der Annäherung an den “inneren Wert” ermöglichen soll. Die Gewichtung und der “Hintergrund” der in das Modell eingepflegten Kennzahlen und Gewichtungen ist sowohl aus klassischer Forschung zum Thema abgeleitet als auch selbst gestrickt.

Das Scoring-Modell arbeitet eigentlich relativ simpel: Wir geben dem Modell Werte für Unternehmenskennzahlen vor, die wir als “fair” erachten und bei deren Vorhandensein wir bereit sind ein Unternehmen zu kaufen. Das Modell ist so ausgelegt, dass Sollvorgaben getroffen werden und positive Abweichungen den “Wert” des Unternehmens erhöhen, negative Abweichungen den “Wert” verringern. Ein wichtiger Aspekt des Scoring Modells ist, dass sich stark negative Ausreißer in bestimmten Kennzahlen expotentiell schlecht auswirken, positive Ausreißer jedoch nicht expotentiell einschlagen sondern nur linear positiv wirken. Ziel ist es einen soliden und günstigen Kennzahlenmix bei stabilen und “soliden” Unternehmen zu erhalten.

Bei allen Unternehmen werden soweit möglich die 10-Jahreszahlen betrachtet. In das Scoringmodell gehen zahlreiche Variablen ein. Da wären bspw:

KGV: (Mischkalkulation verschiedener KGV’s – KGV, KGV3, KGV10)
Pi mal Daumen ist alles bis KGV10=15 und KGV3=12, KGV=10 bei 100%. KGV’s über diesen Werten müssen durch positive Werte in anderen Kategorien etwa Bilanzstärke, nachhaltiges Wachstum oder Margen ausgeglichen werden.

Eignerrendite: Dividenden+Aktienrückkäufe abzgl. Kapitalerhöhungen sollten pro Aktie > als 75% der aktuellen 10jährigen Anleiherendite sein. Neben der aktuellen Dividende fließen auch Dividendenkontinuität (stabile Ausschüttungsquote) und Kapitalerhöhungen in das Modell ein.

Cashflow: sehr wichtiger Punkt KCV, Kurs/FreeCashflow auf Jahres, und 3-5 Jahresebene.

KUV, “mittlere Marge” und “Minimum Marge“: KUV und Gewinn bei 1) niedrigster 2) durchschnittlicher Marge der vergangenen 10 Jahre.
Ansatz: Reverse to the mean. So wird ein Unternehmen mit unterdurchschnittlichen Margen (im 10-Jahres-Schnitt) begünstigt, während ein Unternehmen mit historisch exorbitanten Margen etwas bestraft wird. (hier ist z.B. immer ein Ansatzpunkt für die spätere “Feinarbeit” –> Warum sind die Margen aktuell besonders hoch?)

KBV: unbereinigt und bereinigt um Goodwill

klassische Graham Valuation: KBV*KGV= < 22

Piotroski F-Score:
8 Punkte = 100%, Abzüge bei weniger Punkten.

EK-Rendite, ROCE etc. 10 JahresEK-Rendite, “geforderte EK-Rendite”: Die geforderte EK-Rendite ergibt sich aus einer einfachen Überlegung. Hat ein Unternehmen eine durchschnittliche EK-Rendite von 7% darf es ein KBV von 1 haben. Hat ein Unternehmen eine deutlich höhere durchschnittliche EK-Rendite von bspw. 15% p.a. “darf” es ein KBV von knapp 3 haben. Hat also ein Unternehmen eine längerfristige EK-Rendite von 10% und ein KBV von 1 ist es “besser” und bei einem KBV von 2 schlechter. “Gedanken zu diesem Thema” (Auch hier ist bei der Feinarbeit auf den operationellen Hebel der Unternehmung zu achten!)

Großer Bewertungspunkt Bilanzqualität: EK-Quote, Zinsdeckung, Gearing/Cashflow, Liquidität, Umlaufvermögen/Kurzfristige Schulden, Goodwill.

Kleinerer Punkt Gewinnwachstum: also Gewinnwachstum inkl. zwischendurch angefallener Verluste, Stetigkeit der Gewinne, Stetigkeit des Cashflows, Auswirkung der nicht ausgeschütteten Cashflows, insbesondere der Punkt ob die einbehaltenen Gewinne effektiv angelegt wurden. –> Stabiler CFROI oder abnehmender CFROI im Zeitablauf?

“Enterprise Value” Magic Formula: EV/Ebit, EV/Ebit3 und EV/Ebitda

Aus diesem Wust kommt ein Kennzahlenmix heraus, bei dem jeder Wert jeweils um 100% schwankt. Wenn ein Unternehmen in der Summe der Kennzahlen genau 100% hat – ist es fair bewertet – so der Gedanke. Damit findet man dann einen Preis für das Unternehmen, bei dem der Screener sagt “100%” fair bewertet. Wenn man dann ein Unternehmen findet, dass mit einem größeren Abschlag auf diesen fairen Wert gehandelt wird, könnte man eine “Margin of Safety” vor sich haben…

So ist z.B. bei Bijou Brigitte trotz hohem KBV und KUV durch die starke Bilanz, dass historisch ordentliche und stetige Gewinnwachstum, den soliden Cashflow und die hohen Ausschüttungen der “fair Value” höher als es ein reiner Kennzahlenmix aus KUV/KGV und KBV vermuten ließe. Hingegen gibt es zahlreiche Unternehmen wo die Verschuldung und der Goodwill die günstigen Kennzahlen von Dividende, KGV, KUV und Gewinnwachstum zunichte machen. Auf der anderen Seite gibt es auch einige “Zigarettenstummel” wie Tsakos Energy, bei denen Kurs-Buchwert und Co. so schreiend billig sind, dass selbst zahlreiche Mali im Modell ein positives Ergebnis erzielen.

Jegliches Scoringmodell hat natürlich Schwächen, der wir uns aber sehr bewusst sind. Das Scoring ist natürlich nur ein Einstieg ohne “weiche Faktoren” wie Wettbewerbsvorteile oder Marktstellung, deren Betrachtung nicht standardisierbar ist. Insgesamt wird man aber durch die immer ähnliche Betrachtung auf bestimmte Aspekte von Unternehmen hingewiesen, die interessant bzw. gefährlich sein könnten. Für Finanzunternehmen (Banken etc) funktioniert das Modell hingegen nicht, vor allem wegen der geringen EK-Quote und der Cashflow-Problematik.

Dieses Scoring Modell ist auf “hoher See” von unschätzbarem Wert. Anders als bei relativen Rankingmethoden ist das Scoring-Modell absolut orientiert. In den 2000er Jahren wäre es wahrscheinlich sehr schwierig gewesen große Massen kaufbarer Unternehmen zu finden. (Backtesting wg. hohem manuellem Aufwand nur Anhand von US-Unternehmen über SEC-Daten möglich). Hingegen konnten Ende 2008, Anfang 2009 zahlreihe Unternehmen mit großer Sicherheitsmarge gefunden werden. Mit diesem Scoring-Modell haben wir in den vergangenen Jahren mehrere hundert Unternehmen gescreent. Die Ergebnisse des Screenings entsprechen bisher in etwa dem, was man aus den klassischen O’Shaughnessy bzw. Tortoriello Daten erwarten darf. Wenn es zukünftig und langfristig auch nur halb so gut funktioniert wie bisher, wären wir schon ausserordentlich froh! Interessant ist vor allem, wenn man den Screener bei klassischen Frauds, bzw. Busts der Vergangenheit anwendet. Sowohl Enron, als auch MCI-Worldcom, aber auch Thielert wären jeweils nicht als “Kauf” durch das Modell gekommen. Bzw. als der Kurs soweit gesunken war, dass es ein Kauf gewesen wäre, hätte der gesunde Menschenverstand schon von einer Investition abgeraten.

Investmentfonds: Eine Fundgrube an schönen Unternehmen

Wie in einigen Artikeln zu Investmentfonds schon vorgestellt gibt es einige Investmentfonds mit interessanten Anlagestrategien.

In dieser Übersicht sortiert nach Fondsanteil möchten wir Euch zeigen, dass es erstens einige sehr erfolgreiche Fonds gibt, mit denen wir einige “Holdings” in Übereinstimmung (fett rot) haben. Auf der anderen Seite bieten aber gerade diese Fonds auch eine unerschöpfliche Fundgrube an Unternehmen die ebenfalls interessant sein könnten (fett schwarz).

Um es mit Monish Pabrai’s (übertragenen) Worten zu sagen: “Warum sollte man einen genialen Investor nicht kopieren, wenn man dann auch überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen kann”
Interessante Unternehmen aus den in den Fonds enthaltenen Werten sind aus unserer Sicht:

Berkshire Hathaway
Markel
Opap
Finmeccanica
Fuchs Petrolub
R. Stahl
Mayr Melnhof
Nokia
Bechtle
Cisco
Tesco
Italcementi
Precision Castparts
Expeditors of Washington
Google
Verisk
Haulotte
P&I Informatik
Heineken
Münchner Rück

Es ist aber zu sehen: Bei den größeren Fonds sind praktisch nur noch Big-Caps vorhanden. Ein sehr gutes Beispiel ist die Tonnellerie bei Bestinver. Zwischenzeitlich hatte Bestinver einen Anteil von über 5% an der Tonnellerie. Dies entspricht dies etwa einem Wert von 7-8 Mio Euro. Für einen Fonds mit einem Volumen von 1300 Mio Euro eine eigentlich unbedeutende Position!

Book Review: Sequoia Fund Letters

Hier handelt es sich nicht um ein Buch im klassischen Sinne, dennoch ist ein Review zu den jährlichen Transskripten des Sequoia Funds dennoch hilfreich. Den Sequoia-Fonds hatten wir in der Vergangenheit schon einmal vorgestellt.

Die Shareholder Reports sind vom Aufbau her ziemlich gleich gehalten. Die Investmentgesellschaft des Sequoia Fonds hält einen “Ruane, Cunniff & Goldfarb Investor Day” ab, bei dem alle Fondsbesitzer aber auch Besitzer von Vermögensverwaltungsdepots etc. kommen können. Zu diesem Tag wird ein Transskript ins Netz gestellt. Klassischerweise werden hauptsächlich Fragen zu den einzelnen Portfoliopositionen gestellt und ausführlich beantwortet.

Da der Fonds eine sehr geringe Umschlagshäufigkeit hat werden über die Jahre hinweg oftmals die gleichen Aktien besprochen (bspw. Berkshire, Walmart, Wallgreen, Fastenal). Besonders schön zu sehen ist aber auf welche Art und Weise Sequoia an die Analyse herangeht und was aus Ihrer Sicht des “Pudels Kern” ist.

Dabei geht Sequoia im klassischen Value-Stil vor. Makroanalysen stehen völlig im Hintergrund und das Portfolio wird einzig auf Basis der einzelnen Unternehmen zusammengestellt. Das bei dieser Art der Portfoliokonstruktion auch Fehler passieren, bzw. Trends “verschlafen” werden ist den Managern bewusst und wird in Kauf genommen. So weisen sie oftmals darauf hin, beim Ölpreis eine völlig falsche Sichtweise gehabt zu haben.

Die Firmen im Fonds zeichnen sich nicht durch klassische Value-Kennzahlen aus. Sequioa betont sehr stark den Moat des Unternehmens und seine zukünftige Wettbewerbsfähigkeit, bzw. die Fähigkeit des Unternehmens Cashflow zu generieren. Aus dieser Sicht sind die Sequioa Fund Letters als Erweiterung des an früherer Stelle vorgestellten Buchs von Pat Dorsey zu sehen.

Ben’s Zigarrenstummel – Neue Net-Nets mit mehr “Liebe”

Nachdem ja der erste Artikel zu den Net Nets ála Graham durchaus zurecht als etwas “lieblos” bezeichnet wurde, starten wir einfach einen neuen Versuch.

Diesesmal fragen wir folgende Kriterien ab:
1. Market Cap >= 10 Mio EUR
2. Working Capital (ohne Adjustierungen) MINUS Gesamte Verbindlichkeiten > Market Cap
3. Keine Immobilien-, Finanz oder ähnliche undurchsichtige Gesellschaften
4. Es wurde in 2010 ein Gewinn erzielt
5. Es wird zumindest etwas Material an einer Börse gehandelt

Das schränkt die Auswahl an Westeuropäischen Werten schon deutlich ein, übrig bleiben folgende Werte (Zahlen in Mio. EUR):

Name Net WC Market Cap Delta Delta in%
EL.EN. SPA 133.3 69.7 63.6 91.2%
VIANINI INDUSTRI 63.4 42.4 20.9 49.3%
INTRACOM S.A TEC 28.5 19.4 9.1 46.6%
HARVARD INTERNAT 18.1 13.3 4.8 36.5%
KLEEMANN HELLAS 42.7 31.5 11.2 35.7%
NORTHAMBER PLC 23.1 17.7 5.4 30.5%
BORGOSESIA 95.9 85.8 10.1 11.7%
CDC POINT SPA 21.8 20.1 1.7 8.6%

Im Schnelldurchlauf noch ein erster Blick auf die Unternehmen:

1. EL.EN aus Italien stellen v.a. medizinische Laser her. Auf den ersten Blick durchaus interessant
2. Vianini ist Teil des Italienischen Caltagirone Geflechts, zu dem u.a. auch Cementir gehört.
3. Intracom ist ein griechischer Telekomausrüster. Wird sporadisch auch in Deutschland gehandelt
4. Harvard Int. aus UK vertreibt anscheinend diverse elektronische Geräte
5. Kleemann ist ein Griechischer Hersteller von Gabelstaplern etc., allerdings kein Deutsche Listing
6. Northamber aus UK scheint eine Art Elektronikhändler zu sein
7. Borgosesia stellt Textilmaschinen her
8. CDC scheint so eine Art Hyrican zu sein, also stellt PCs und Notebooks her.

Immerhin alles Unternehmen, die einen zweiten Blick verdient haben. Zum Abschluss dieses Teils noch ein kurzer Blick auf die Performance 2011:

Perf. 2011 YTD
EL.EN. SPA 14.0%
VIANINI INDUSTRI 10.1%
INTRACOM S.A TEC 27.3%
HARVARD INTERNAT -10.8%
KLEEMANN HELLAS 14.7%
NORTHAMBER PLC 9.5%
BORGOSESIA -3.5%
CDC POINT SPA -0.8%
avg 7.5%

Im Durchschnitt haben unsere “Net-Nets” also 7,5% in 2011 gemacht, ein durchaus ordentlicher Wert, immerhin z.B. fas 3,5% besser als der Stoxx Small Cap Index oder fast 6% mehr als der MSCI Europe Small Cap Index.

Asian Bamboo: Die Mär von der Baumwolle

Asian Bamboo hat in den letzten Tagen gerade folgende Nachricht bekannt gegeben:

Hamburg, 17. April 2011 – Die Asian Bamboo AG („Asian Bamboo“, „das Unternehmen“, ISIN: DE000A0M6M79, Börsenkürzel „5AB”, ADR Börsenkürzel „ASIBY“), ein weltweit führendes integriertes Unternehmen in der Bambusindustrie, hat im März 2011 mit der industriellen Fertigung von Bambusfasern begonnen und freut sich, folgende Erfolge melden zu können:

• Durchschnittliche Tagesproduktion: rund 70 Tonnen Bambusfasern
• Gesamtproduktion und Verkauf (bislang): mehr als 1.000 Tonnen
• Durchschnittlicher Verkaufspreis: rund 15.000 RMB je Tonne (entsprechend rund 1.600 EUR je Tonne)
• Abschluss eines Fünf-Jahres-Vertrages mit einem Schlüsselkunden aus der Textilindustrie über die Lieferung von jährlich 20.000 Tonnen Bambusfasern zu Marktpreisen. Der Preis je Tonne wird auf vierteljährlicher Basis angepasst

Herr Lin Zuojun, Gründer und Vorstandsvorsitzender der Asian Bamboo AG, kommentiert: „Wir verzeichnen eine wachsende Nachfrage nach Ersatzmaterial für Baumwolle und das Timing dieses Projektes könnte nicht besser sein. Neben dem bereits abgeschlossenen Schlüsselvertrag verhandeln wir derzeit über mehrere weitere langfristige Lieferverträge. Der Vorstand entwickelt gegenwärtig detaillierte Pläne für die nächsten Schritte dieses Projektes.“


Was wir uns fragen:

Der Baumwollpreis stand (bis vor kurzem) auf einem Jahrhunderthoch. Das letzte Hoch des Baumwollpreises lag 1864 bei rund 190 US-Cent pro Pfund. (Klar: inflationsbereinigt ist noch massig Platz). Seit den letzten 30 Jahren hat sich Baumwolle in einer relativ engen Spanne zwischen 50 und 100 US-Cent pro Pfund bewegt. Baumwolle ist dabei sicherlich ein absolut klassisches Commodity: Wettbewerbsvorteile gibt es nicht und wenn der Preis zu stark steigt werden entweder massig Anbauflächen erweitert oder einfach auf andere Substitute zurückgegriffen.

Nun ist auch Asian Bamboo auf den Zug aufgesprungen um am ewigen Wachstum des Baumwollpreises zu partizipieren. Wenn man die obige Nachricht etwas genauer liest, muss man sich allerdings folgende Frage stellen:

• Durchschnittlicher Verkaufspreis: rund 15.000 RMB je Tonne (entsprechend rund 1.600 EUR je Tonne)

Zum Zeitpunk der Ankündigung lag der Preis für Baumwolle bei 4,32 USD pro Kilo oder 4320 USD pro Tonne. Die entsprach bei einem Wechselkurs von 1,44 EUR/USD ziemlich genau einem Preis von 3000 Euro pro Tonne. Woher kommt diese Diskrepanz von der Hälfte des “klassischen Baumwollpreises”?

Aus unserer Sicht lässt sich dies nur über folgende Schlüsse erklären:

1) entweder ist Bambuswolle erheblich geringwertiger als reine Baumwolle oder unterscheidet sich deutlich von dieser und ist nur etwa die Hälfte des Marktpreises für Baumwolle wert, oder
2) die Lieferung erfolgt zu abweichenden Spotpreisen bzw. ist per Termingeschäft verkauft.

Etwas Literaturrecherche im Netz, etwa hier oder hier zeigt, dass Textilien aus Bambus alles andere als neuartig, selten oder besonders ökologisch sind.

Das Endprodukt ist nämlich schnöde “Viskose”, also ein Kunststoff dem man nicht mehr ansieht aus welchem Ursprungsstoff er gemacht wurde. Die im Geschäftsbericht auf Seite 46 angepriesenen Vorteile der “Bambusfaser” sind zum größten Teil erfunden bzw. beziehen sich auf allgemeine Trageeigenschaften von Viskose.

Der Verkaufspreis der “Bambuswolle” orientiert sich somit nicht direkt am Baumwollpreis sondern am Preis für Viskose. Der ist zwar auch gestiegen, weil Viskose im gewissen Umfang auch ein Substitut für Baumwolle ist, aber die Markteintrittsbarrieren für die Viskoseherstellung scheinen eher gering zu sein.

Somit ist schließlich nur noch die Frage zu beantworten wo die Baumwollpreise und Viskosepreise zukünftig notieren werden. Hierzu lohnt sich vielleicht ein Blick auf die Future Preise: Bei Future-Geschäften ist zwischen Contango und Backwardation zu unterscheiden. Der “Spotpreis” weicht dabei meist auf Grund verschiedener Faktoren von den “zukünftigen” Preisen (Future-Preise) ab. Ist beispielsweise ein Gut gerade heute besonders knapp, kann der heutige Preis sehr hoch stehen, während der Preis des Gutes in einem Jahr (“Future-Preis”) relativ unverändert ist.

Bei Baumwolle stellf sich die Situation aktuell wie folgt dar:

Klar: Auf Grund historisch niedriger Lager, Unwetterkatastrophen und Ernteausfällen ist der kurzfristige Preis explodiert. Langfristig hingegen sieht die Angebots- bzw. Nachfrage-Lage etwas anders aus.

D.h. im Falle von Asian Bamboo ist es nicht möglich, dass das Unternehmen die zukünftige Produktion heute schon verkauft, um an den hohen Spotpreisen zu partizipieren. Wollte man bspw. einen Pfund Baumwolle im Dezember 2012 verkaufen (wenn die Produktion voll ausgeweitet ist), könnte man dies heute für gerade einmal 100 Cent tun. Zusätzlich müssen wir dabei ein Fragezeichen nach der Qualität der Bambus-Baumwolle stellen. – Ist der Preis von 100 Cent in 2012 wirklich zu erreichen – oder ist es nur die Hälfte des Future-Preises so wie in der Nachricht?

Angesichts der Ankündigung zu den Sperrholzplatten sind wir sehr gespannt, welche “Erfolge” (nicht nur Umsatz sondern Gewinn) die Bambus-Baumwollproduktion zukünftig erbringen wird. Insbesondere dann, wenn man davon ausgeht, dass der typische Commodity-Schweinezyklus irgendwann wieder zurückpendelt und die Bambuspreis nicht mehr (wie Bambus) ewig in den Himmel wachsen.

Book Review: Value Investing – From Graham to Buffet and beyond

Schon mal vorab: Das einzig Negative an dem Buch ist die Tatsache, dass ich es nicht schon früher gelesen habe.

Titel

Herausgegeben von Bruce Greenwald, Professor an der Columbia University und eine DER Autoritäten auf dem Gebiet Value Investing.

Das Buch ist ein zwei große Bereiche eingeteilt.

Es geht los mit knapp 150 Seiten Bewertungsmethoden. Der Aufbau ist klar und logisch, aber auch relativ kompakt, d.h. man darf es nicht nur überfliegen.

Es werden 3 grundlegende “Value” Bewertungsmethoden vorgestellt:

1. Die reine Assetbewertung, insbesondere der Ansatz des sog. Replacement Values. Das sind grob gesagt die Kosten die ein anderes Unternehmen aufwenden müsste, um den gleichen Output zu erbringen wie das analysierte. Interessant daran war für mich v.a. dass man hier z.B. auch vergangene Werbungsausgaben oder F&E Kosten mit einbeziehen sollte. Auch ein guter ansatzpunkt um die Werthaltigkeit von Goodwill besser analysieren zu können.

2. Der sog. “Earnings Power Value”. Das ist der diskontierte Wert des ohne weiteres Wachstum erreichbaren Free Cashflows einer Firma. Grundannahme ist hier, dass eine “normale” Firma keinen besonderen Wert durch Wachstum generiert und deshalb der Status quo die Basis der Bewertung sein sollte. Dieser Ansatz unterscheidet sich von 1. dadurch, dass man hier nicht den Wert der Assets an sich anschaut, sondern sich auf die daraus generierbaren Cashflows konzerntriert, allerdings ohne dass man irgendein Wachstum unterstellt. Ein hoher “tangible” Buchwert ist also nicht der BEwertungsmaßstab sondern eher so eine Art Worst Case Szenario.

3. Als letzter Ansatz wird noch die Wachstumsbewertung vorgestellt. Wachstum wird nur dann ein expliziter Wert zugewiesen, wenn das Unternehmen dauerhafte Wettbewerbsvorteile hat (“Franchise”), ansonsten genreiert Wachstum (z.B. nur duch Akquisitionen) nach Meinung der Autoren keinen Wert.

Bei allen 3 Wertansätzen erfolgt natürlich nur eine Investitionen, wenn der ermittelte Wert deutlich höher ist als der aktuelle Börsenwert.

Greenwald gelingt es m.E. sehr gut, quasi die “Evolution” des Value Investings darzustellen. Auch die Beispiel anhand echter Beispiele sind sehr anschaulich aber auch sehr detailiert.

Im 2ten Teil des Buches werden dann einige sehr bekannte (Buffet, Klarmann, Gabelli) wie auch etwas unbekanntere Value Investoren (Schloss, Paul Sonkin, Glen Greenberg) vorgestellt, die alle mit etwas unterschiedlichen Ansätzen sehr erfolgreich sind.

Während Sonkin und Schloss mit dem klassischen Asset Ansatz sehr erfolgreich arbeiten, sind Buffet und Gabelli ja bekanntermassen eher Vertreter des “Franchise” Ansatzes.

Fazit: Ein tolles Buch für Interessierte Value Investoren oder die die es werden möchten. Für Anfänger ist es eher nicht so gut geeignet, da viele Bilanz oder Anlage Begriffe nicht wirklich erklärt werden

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