Category Archives: Benjamin Graham

Capital Allocation & Capital Management – What is good and what is bad

Everyone who has read Thorndikes book “The Outsiders” clearly knows that capital allocation& capital management is one of the most important factors in creating long term shareholder value. After I watched Thorndike give a briliant talk at Google on this topic, I decided to write down my own thoughts on the topic.

What is CAPITAL ALLOCATION & CAPITAL MANAGEMENT anyway ?

CAPITAL ALLOCATION is simply what you do with your profits/cash inflows once they are in your account. You can do a lot of things with it. Thorndike in the talk above uses 5 uses, I would add another 2 (in bold)

1. Reinvest: Maintain your existing assets/infrastructure/operations
2. Grow organically: Expand your business by buying more machines/outlets/opening stores etc.
3. Expand your business by M&A
4. Pay back liabilities (debt, payables, pension liabilities etc.)
5. pay dividends
6. buy back shares
7. just leave the cash on your account and wait for better opportunities

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Groupon IPO und die Frage was ist eigentlich Umsatz ?

Um eines von vorneherein klarzustellen: IPOs sind für einen Valueinvestor wie schon Graham angemerkt hat eigentlich immer ein absolutes No-No, das ist bei Groupon vermutlich nicht anders.

Interessant ist Groupon aber deshalb, weil es wieder ein Beispiel für “Accounting Shenanigns” in einem Bereich ist, in dem man es zuletzt erwartet und zwar beim Umsatz.

Im ohnehin sehr empfehlenswerten Going Concern Blog ist dazu ein ganz guter Artikel erschienen.

Kernproblem ist das hier:

Groupon accounts for its revenue differently than say eBay, and in a way that some say is misleading to potential investors. The company defines revenue as “the purchase price paid by customers.” Then there’s the issue of “the cost of revenue,” leaving the company with what it calls “gross profit,” which is “the amount of revenue we retain after paying an agreed upon percentage of the purchase price to the featured merchant.”

Here’s the thing: Many companies like eBay […], which also take a fee for transactions, would consider that “gross profit” number a “net revenue number.”

Im Klartext heisst das, wenn also ein Kunde einen Groupon Deal abschliesst, der z.B. über 100 EUR geht und Groupon davon sagen wir 30% bekommt würde Groupon trotzdem 100 EUR als Umsatz buchen. Den Teil den Ebay oder Visa als Umsatz verbuchen würden, nennt man bei Groupon dann “Gross profit”.

Da das Unternehmen ja keine Net Profits ausweist, klammern sich viele Analysten an den Umsatz als “hartes” Bewertungskriterium und der wird hier m.E. inflationiert. Das zeigt wieder einmal, wieviel Spielraum einem Accounting Regeln selbst bei so grundlegenden Dingen wie Umsatz einräumen.

Abgesehen davon scheint der Groupon IPO nicht unter einem ganz so guten Stern zu stehen. Zum einen scheinen den Jungs gerade die Emissionsbanken auszugehen, zum anderen hat der Gründer und Chairman Eric Lefkofsky eine durchaus “gemischte” Vergangenheit, bei vielen seiner bisherigen Unternehmungen stand relativ bald eine Pleite an oder es gab andere Probleme.

Zum Schluss noch ein Zitat von Graham zu IPOs das einfach zeitlos ist, egal ob Internet, Solar, China oder Social Networks:

Somewhere in the middle of the Bull market the first common-stock flotations make their appearance. These are priced not unattractively, and some large profits are made by the buyers of the early issues. As the market rise continues, this brand of financing grows more frequent; the quality of the companies becomes steadily poorer; the prices asked and obtained verge on exorbitant. One fairly dependable sign of the approaching end of a bull swing is the fact that new common stocks of small and nondescript companies are offered at prices somewhat higher than the current level for many medium-sized companies with a long market history. The heedlessness of the public and the willingness of the selling organization to sell whatever may be profitably sold can have only one result – price collapse

Fazit: Selbst bei der Verbuchung von einfachen Umsätzen scheint es einigen Spielraum zu geben. Die Erfahrung zeigt, dass Unternehmen die diese Spielräume offensiv ausnutzen in der Regel langfristig kein so tolles Investment sind.

Europäische Net Nets – Vianini Industria SpA

Auf zur nächsten Folge in unserer losen Net Net Serie, die wir hier gestartet haben.

Unser erster Kandidat, die EL.EN SpA war ja leider kein Net Net, versuchen wir unser Glück also beim nächste Wert auf der Liste, der Vianini Industria SpA.

Zunächst mal zur Gesellschaft selber: Vinanini Industria ist Teil des Calatgirone SpA Geflechts. Dazu gehören u.a. Anteile an Cementir und diversen anderen Italienischen Gesellschaften. Das operative Geschäft besteht (Übersetzung durch Google) anscheinend aus der Produktion von Betonrohren und Betonschwellen, mit denen u.a. U-Bahntunnel gebaut werden. Aktuell stehen 30.1 Mio Aktien aus, bei einem Kurs von 1,42 EU ergibt das eine MarketCap von 42.75 Mio. EUR, gut 2/3 davon sind in festen Händen der Caltagirone Gruppe.

Die 2010er Bilanz in Italienisch kann man sich hier downloaden.

Demnach hat man 1.1 Mio EUR Gewinn gemacht, das wären ungef. 3,5 cent pro Aktie oder ein KGV von knapp 40. Erstmal nicht besonders attraktiv. Das operative Geschäft hat nach ca. 19 Mio Umsatz in 2009 nur noch 12 Mio in 2010 erlöst, immerhin mit einem kleinen Gewinn. Aber es ist schon klar, dass hier nicht im operativen Bereich die “Musik” spielt. Interessanter ist ein Blick auf die Bilanz. Per Jahresende hat man 72,1 Mio EUR kurzfr. Vermögengegenstände, bei 8,5 Mio Gesamtverbindlichkeiten macht das ein Nettoworkingkapital 62.6 Mio EUR Net Working Capital und damit fast 50% mehr als die Marktkapitalisierung.

Die Vorräte und Forderungen aus dem operativen Geschäft als erste Position des Umlaufvermögens machen gut per Jahresende 13 Mio EUR aus. Als nächste interessante Position ist die Position kurzfristige Finanzanlagen, die 25,7 Mio. EUR betragen. Anhang Nr.10 zeigt auf, dass es sich hierbei fast komplett um Forderungen an die Muttergesellschaft Caltagirone handelt. An und sich nicht unbedingt negativ, aber schon ein Warnsignal.

Der zweite große Posten sind mit knapp 30 Mio die liquidien Mittel. Die sind gemäss Anhang Nr. 11 komplett bei der Filiale London der Banca Monte dei Paschi die Siena angelegt. Das ist nicht ganz verwunderlich, ist doch die Caltagirone einer der größeren Aktionäre bei Monte dei Paschi. Mit 0,83% ist die Einlage auch nicht unbedingt hoch verzinst wenn man bedenkt, dass die CDS Spreads der Bank eher im oberen Bereich der Banken liegen.

Zwischenfazit: Die kurzfristigen Assets sind zum großen Teil im Konzern angelegt bzw. bei einer “befreundeten” Bank, übersteigen die Börsenkapitalisierung aber deutlich.

Interessant ist aber nochmal ein Blick auf das Anlagevermögen, das insgesamt gut 40.6 Mio EUR beträgt. Entsprechend dem geringen Umsatz sind auch nur 7,5 Mio EUR in betrieblichem Anlagevermögen gebunden.

Weitere 1,8 Mio sind in Beteiligungen “at cost” investiert und jetzt wird es interessant, 31 Mio in “liquiden” Beteiligungen. Interessanterweise werden im Anhang sehr konkrete Angaben gemacht.

Man hält 1.8 Mio Generali Aktien und 2.6 Mio Cementir Aktien. Am Jahresende waren das dann 31.1 Mio EUR Marktwert, aktuell wären es 34.5 Mio EUR.
Da es sich hier klar nicht um “Anlagevermögen” im Sinne Graham handelt, sondern um liquide Wertpapiere macht es Sinn, das zum Nettoworking Capital hinzu zu zählen.

Damit wären wir also bei 62.6 + 34.5 = 97.1 Mio EUR Nettoworking Capital nach Graham oder rund 130% über dem aktuellen Börsenkurs.

Rein technisch ist also Vianini Industria ein echter Graham Wert mit einer sehr hohen Sicherheitsmarge.

Jetzt zu den Knackpunkten:

– Die Gesellschaft hat in den letzten 15 Jahren nie mehr als 5 cent Dividende geazhlt, der Vorschlag für 2011 beträgt nur mickrige 2 cent
– Aktienrückkäufe gibt es keine
– Die Anlage eines größeren Teils der Liquidität bei der Konzernmutter und einer “befreundeten” Bank sind auch nicht gerade ein Hinweis darauf, dass hier was für die Minderheitsaktionäre zu holen wäre
– Der Patriarch des Konzern Francesco Gaetano Caltagirone ist anscheinend so eine Art “Mini Berlusconi” mit besten Kontakten in Italienischen Wirtschaftskreisen. U.a. redet er bei Genralis Machtwechsel mit.

D.h. eigentlich ist Vinanini eher so eine Art geschlossener Investmentfonds den man mit einem sehr deutlichen Abschlag zum NAV erwerben kann. Offen ist, ob und wann ein echter “Catalyst” zur Wertsteigerung exisitert.

Langfristig hat sich der Kurs relativ ähnlich zur Muttergesellschaft entwickelt:

Kurzfristig war die Entwicklung relativ gesehen deutlich besser:

Fazit: >Vianini ist technisch gesehen ein echter Graham Net Net Wert, der nach Bereinigungen sogar noch attraktiver aussieht und bei ca. 44% des Nettoumlaufvermögens inkl. Aktienpositionen notiert. Allerdings handelt es sich hierbei eher um eine Art geschlossenen Investmentfonds mit einem kleinen angeschlossenen Baugeschäft. Eine schnelle Ausschüttung o.ä. der Mittel kann man aber nicht erwarten.

P.S. Einen relativ ähnlichen Setup mit ähnlcihern Bewertungsrelationen gibt es bei der “Schwester” Vianini Lavori, die allerdings deutlich mehr Baugeschäft beinhaltet und KGV mässig günstiger aussieht.

Europäische Net nets – Fortsetzung EL.EN SpA

Wir hatten ja im letzten Posting eine Liste von Net Nets vorgestellt.

Heute wollen wir uns mal näher dem auf den ersten Blick günstigsten Wert beschäftigen, der EL.EN SPA.

Gemäß eigener Aussage auf der Webseite ist man der “Italian leader in the design and production of high-tech laser sources and systems for medical, industrial, aesthetic, scientific and cultural heritage conservation applications.

Der 2010er GB ist noch nicht online, von daher werden wir uns erstmal den Q3 Report zu Gemüte führen. Freundlicherweise publiziert die Gesellschaft auch auf Englisch.

Zuvor aber noch ein paar allgemeine Infos:

Market Cap ca. 68 Mio EUR (4,824 Mio Aktien zu 14,30 EUR)
Umsatz so ca. 190 Mio im Jahr 2010
Buchwert 2009 ca. 33,80 EUR pro Aktie, bereinigt um Minderheiten aber nur 19 EUR

Die historische Gewinnreihe ist recht volatil, aber immerhin bis auf ein Jahr (2009) seit IPO in 2000 immer positiv:

Date TRAIL_12M_EPS
   
29.12.00 0.65
31.12.01 0.50
31.12.02 0.46
31.12.03 0.12
31.12.04 1.01
30.12.05 5.30
29.12.06 0.26
31.12.07 3.69
31.12.08 1.76
31.12.09 -1.11

Der Q3 Bericht ist etwas gewöhnungbedürftig aufbereitet, eine “richtige” Bilanz gibt es z.B. nicht. Dafür gibt es zweimal die Berechnung der “Net Financial Position”:

Einmal auf Seite 8 mit einem sehr schönen Ergebnis der Nettoliquidität von ca. 70 Mio EUR oder 14,52 EUR pro Aktie und damit über dem Börsenkurs. Dann gibt es nochmal eine Aufstellung auf Seite 10 wo dann nur noch gut 4 Mio. oder 83 Cent pro Aktie Nettoliquidität übrigbleiben.

Der Unterschied wird damit erklärt, dass einmal die Tochter “Cynosure” mitkonsolidiert wurde und einmal nicht. Interessant wird es aber, wenn man mal in die Anteilsliste auf Seite 23 schaut, da steht dass EL.EN an Cynosure nur 23% hält.

D.h. also ca. 13,70 EUR der konsolidierten Nettoliquidität werden von einer 23% Tochter gehalten. Cynosure selber ist interessanterweise selber an der Nasdaq gelistet (CYNO US) und ist derzeit ca. 185 mn USD schwer, d.h. der 23% Anteil von EL.EN hat einen Marktwert von 40 Mio EUR oder 8.33 EUR pro El.EN Aktie.

Des Rätsels Lösung (warum konsolidiert EL.EN Cynosure) findet man z.B. hier:

EL.EN hat zwar nur 23% des Kapitals, kontrolliert aber “de facto” das Board von Cynosure.

Ökonomisch würden wir aber dennoch in solchen Fällen nicht “durchrechnen” sondern den Wert ex Cynosure + Wert der Beteiligung ansetzen. Dann kommt man aber auf einen Wert der deutlich niedriger als der Börsenkurs liegt (0,82 Cash + 8,33 EUR Wert Cynosure). Eventuell könnte eine “Sum of Parts” Betrachtung noch interessant sein, aber das ist hier nicht gegenstand unser Betrachtung

Fazit: EL.EN ist kein ehter Net-Net, sondern verdankt nur einem Accounting Gimmick die hohen Net-Working Capital Bestände. Bereinigt um diese “Pseudo Konsoldierung” ist die Gesellschaft weit davon entfernt ein Net-Net zu sein.

Ben’s Zigarrenstummel – Neue Net-Nets mit mehr “Liebe”

Nachdem ja der erste Artikel zu den Net Nets ála Graham durchaus zurecht als etwas “lieblos” bezeichnet wurde, starten wir einfach einen neuen Versuch.

Diesesmal fragen wir folgende Kriterien ab:
1. Market Cap >= 10 Mio EUR
2. Working Capital (ohne Adjustierungen) MINUS Gesamte Verbindlichkeiten > Market Cap
3. Keine Immobilien-, Finanz oder ähnliche undurchsichtige Gesellschaften
4. Es wurde in 2010 ein Gewinn erzielt
5. Es wird zumindest etwas Material an einer Börse gehandelt

Das schränkt die Auswahl an Westeuropäischen Werten schon deutlich ein, übrig bleiben folgende Werte (Zahlen in Mio. EUR):

Name Net WC Market Cap Delta Delta in%
EL.EN. SPA 133.3 69.7 63.6 91.2%
VIANINI INDUSTRI 63.4 42.4 20.9 49.3%
INTRACOM S.A TEC 28.5 19.4 9.1 46.6%
HARVARD INTERNAT 18.1 13.3 4.8 36.5%
KLEEMANN HELLAS 42.7 31.5 11.2 35.7%
NORTHAMBER PLC 23.1 17.7 5.4 30.5%
BORGOSESIA 95.9 85.8 10.1 11.7%
CDC POINT SPA 21.8 20.1 1.7 8.6%

Im Schnelldurchlauf noch ein erster Blick auf die Unternehmen:

1. EL.EN aus Italien stellen v.a. medizinische Laser her. Auf den ersten Blick durchaus interessant
2. Vianini ist Teil des Italienischen Caltagirone Geflechts, zu dem u.a. auch Cementir gehört.
3. Intracom ist ein griechischer Telekomausrüster. Wird sporadisch auch in Deutschland gehandelt
4. Harvard Int. aus UK vertreibt anscheinend diverse elektronische Geräte
5. Kleemann ist ein Griechischer Hersteller von Gabelstaplern etc., allerdings kein Deutsche Listing
6. Northamber aus UK scheint eine Art Elektronikhändler zu sein
7. Borgosesia stellt Textilmaschinen her
8. CDC scheint so eine Art Hyrican zu sein, also stellt PCs und Notebooks her.

Immerhin alles Unternehmen, die einen zweiten Blick verdient haben. Zum Abschluss dieses Teils noch ein kurzer Blick auf die Performance 2011:

Perf. 2011 YTD
EL.EN. SPA 14.0%
VIANINI INDUSTRI 10.1%
INTRACOM S.A TEC 27.3%
HARVARD INTERNAT -10.8%
KLEEMANN HELLAS 14.7%
NORTHAMBER PLC 9.5%
BORGOSESIA -3.5%
CDC POINT SPA -0.8%
avg 7.5%

Im Durchschnitt haben unsere “Net-Nets” also 7,5% in 2011 gemacht, ein durchaus ordentlicher Wert, immerhin z.B. fas 3,5% besser als der Stoxx Small Cap Index oder fast 6% mehr als der MSCI Europe Small Cap Index.

Book Review: Value Investing – From Graham to Buffet and beyond

Schon mal vorab: Das einzig Negative an dem Buch ist die Tatsache, dass ich es nicht schon früher gelesen habe.

Titel

Herausgegeben von Bruce Greenwald, Professor an der Columbia University und eine DER Autoritäten auf dem Gebiet Value Investing.

Das Buch ist ein zwei große Bereiche eingeteilt.

Es geht los mit knapp 150 Seiten Bewertungsmethoden. Der Aufbau ist klar und logisch, aber auch relativ kompakt, d.h. man darf es nicht nur überfliegen.

Es werden 3 grundlegende “Value” Bewertungsmethoden vorgestellt:

1. Die reine Assetbewertung, insbesondere der Ansatz des sog. Replacement Values. Das sind grob gesagt die Kosten die ein anderes Unternehmen aufwenden müsste, um den gleichen Output zu erbringen wie das analysierte. Interessant daran war für mich v.a. dass man hier z.B. auch vergangene Werbungsausgaben oder F&E Kosten mit einbeziehen sollte. Auch ein guter ansatzpunkt um die Werthaltigkeit von Goodwill besser analysieren zu können.

2. Der sog. “Earnings Power Value”. Das ist der diskontierte Wert des ohne weiteres Wachstum erreichbaren Free Cashflows einer Firma. Grundannahme ist hier, dass eine “normale” Firma keinen besonderen Wert durch Wachstum generiert und deshalb der Status quo die Basis der Bewertung sein sollte. Dieser Ansatz unterscheidet sich von 1. dadurch, dass man hier nicht den Wert der Assets an sich anschaut, sondern sich auf die daraus generierbaren Cashflows konzerntriert, allerdings ohne dass man irgendein Wachstum unterstellt. Ein hoher “tangible” Buchwert ist also nicht der BEwertungsmaßstab sondern eher so eine Art Worst Case Szenario.

3. Als letzter Ansatz wird noch die Wachstumsbewertung vorgestellt. Wachstum wird nur dann ein expliziter Wert zugewiesen, wenn das Unternehmen dauerhafte Wettbewerbsvorteile hat (“Franchise”), ansonsten genreiert Wachstum (z.B. nur duch Akquisitionen) nach Meinung der Autoren keinen Wert.

Bei allen 3 Wertansätzen erfolgt natürlich nur eine Investitionen, wenn der ermittelte Wert deutlich höher ist als der aktuelle Börsenwert.

Greenwald gelingt es m.E. sehr gut, quasi die “Evolution” des Value Investings darzustellen. Auch die Beispiel anhand echter Beispiele sind sehr anschaulich aber auch sehr detailiert.

Im 2ten Teil des Buches werden dann einige sehr bekannte (Buffet, Klarmann, Gabelli) wie auch etwas unbekanntere Value Investoren (Schloss, Paul Sonkin, Glen Greenberg) vorgestellt, die alle mit etwas unterschiedlichen Ansätzen sehr erfolgreich sind.

Während Sonkin und Schloss mit dem klassischen Asset Ansatz sehr erfolgreich arbeiten, sind Buffet und Gabelli ja bekanntermassen eher Vertreter des “Franchise” Ansatzes.

Fazit: Ein tolles Buch für Interessierte Value Investoren oder die die es werden möchten. Für Anfänger ist es eher nicht so gut geeignet, da viele Bilanz oder Anlage Begriffe nicht wirklich erklärt werden

Deep Value – Zigarrenstummel in Europa Teil 1

Obwohl es eigentlich nicht unsere Kernstrategie ist, wollen wir auch eineige Artikel den klassischen “Zigarrenstummeln” nach Benjamin Graham widmen. In seiner Zeit, insbes. nach dem großen Crash der 30iger Jahre gab es ja einige Unternehmen, die sehr sehr günstig notierten. Grahams Ansatz war, Unternehemen zu finden, deren Kurs unter dem Nettoumlaufvermöegn (inkl. aller Schulden) lagen und im Idealfall trotzdem profitabel waren. So sind in der “Bibel” zahlreiche Beispiele von Unternehmen, die pro Aktie erheblich mehr Vermögen in Wertpapieren und Kassenbeständen aufwiesen als die Aktien an der Börse kosteten.

Die genaue Formel für das Net Working Capital lautete (siehe Quelle):

Marktkapitalsierung / (Cash + kurzfristige Investments + (0.75* Forderungen)+ (0.5*Vorräte) – Alle Verbindlichkeiten) <=2/3

In Worten: die Marktkapitalisierung sollte max. 2/3 des adjustierten Netto Working Capital betragen.

Im Gegensatz zu Graham hat man es heute natürlich deutlich leichter was die Informationsbeschaffung angeht, insbes. wenn man Zugriff auf ein Bloomberg Terminal hat. Über die EQS Funktion kann man sich da schöne Abfragen stricken. Nachdem es eine ganze Reihe von US Webseiten gibt, die sich mit US “Net-Nets” beschäftigen, versuchen wir uns mal (nur zum Spass) an möglichen europäischen Net-Nets.

Als Kriterien in Bloomberg geben für den wir ganz einfach ein:
– Westeuropäische Aktien
– Current Assets > gesamte Verbindlichkeiten

Ausgeben lassen wir uns Marktkapitalisierung, die Current Assets gesamt, die gesamten Verbindlichkeiten sowie einzeln für die Formel noch die Vorräte und die Accounts receivable. Dann rechnen wir in einem einfachen Spreadsheet die Graham Formel (Annahme: Alles was nicht Forderungen und Vorräte sind, ist Cash) und ermitteln den Quotienten Net-Working Capital zu Marktkapitalisierung.

Lange Vorrede, gleich zum Ergebnis:

Die klassische Graham Formel liefert für gesamt Westeuropa genau 32 Werte, von denen praktisch keiner investierbar ist:

Short Name M-cap Current A Tot. Lib Inv. A&R Net WC Gra Ratio
HIDONG ESTATE 0.86 9.93 0.46 0.00 0.04 9.47 9.1%
JAPAN LEISURE HO 11.47 453.27 340.62 21.97 6.68 99.99 11.5%
AURUM MINING PLC 1.58 13.62 0.25 0.00 0.00 13.36 11.9%
AUTO DATA NETWOR 0.09 28.20 23.58 2.20 11.49 0.66 13.0%
RIDENCO HLDGS 1.15 55.25 29.90 21.78 23.59 8.56 13.5%
SAREGAMA PLC 0.05 1.39 0.64 0.21 1.13 0.37 13.6%
ASTAIRE GROUP PL 0.68 18.25 10.79 0.00 10.40 4.85 14.1%
MANAGED GAMING S 0.61 2.94 0.80 0.00 0.00 2.14 28.4%
AGI THERAPEUTICS 3.03 10.00 0.24 0.00 0.00 9.76 31.1%
MOBILEWAVE GROUP 0.85 2.88 0.29 0.00 0.00 2.59 32.9%
BALKAN REAL ESTA 8.25 34.02 9.18 0.00 0.10 24.82 33.2%
EMISSION & POWER 0.83 2.89 0.30 0.30 0.07 2.43 34.3%
AMICREST HOLDING 0.70 3.84 0.60 2.59 0.00 1.95 35.9%
RUGBY ESTATES 13.71 48.46 2.15 19.04 0.00 36.79 37.3%
ARGO GROUP LTD 10.39 28.79 1.25 0.00 1.06 27.27 38.1%
MOCHLOS 6.61 96.95 77.65 0.28 15.58 15.26 43.3%
SCIENS INTERNATI 105.89 382.74 140.86 0.00 8.20 239.83 44.2%
ST MARK HOMES II 1.40 3.00 0.02 0.00 0.02 2.97 47.2%
QUALITY AND RELI 3.28 12.08 4.27 0.19 3.35 6.88 47.7%
ZAMPA 6.52 13.86 0.17 0.55 0.33 13.34 48.9%
D1 OILS PLC 3.04 8.74 2.51 0.16 0.00 6.15 49.4%
VIRIDAS PLC 0.25 0.69 0.20 0.00 0.00 0.48 50.8%
ZENERGY POWER 9.24 22.20 3.62 1.11 2.34 17.44 53.0%
GLEDHOW INVSTMNT 0.37 0.71 0.02 0.00 0.00 0.69 53.2%
ESPANOLA ZINC 12.30 90.71 67.63 0.02 0.00 23.06 53.3%
ARGYLL CONSULTAN 0.31 0.86 0.28 0.00 0.00 0.58 54.4%
V2 VENTURES 0.04 0.10 0.02 0.00 0.00 0.08 59.1%
WORLDSEC LTD 0.80 1.54 0.24 0.00 0.00 1.30 61.7%
EKTER S.A. 6.41 19.18 7.96 0.00 4.04 10.21 62.8%
LAGAN CAPITAL PL 0.37 0.84 0.12 0.00 0.56 0.58 63.6%
NAFPAKTOS TEXTIL 4.95 12.79 3.55 2.30 1.73 7.66 64.6%
RONALDSWAY PRIVA 0.59 1.23 0.30 0.00 0.05 0.92 64.8%

Ein erster Blick zeigt schon, dass wir uns hier zum großen Teil im Micro/Nano Cap (bzw. in Insolvenzwerte) bewegen. Es ist durchaus typisch, dass es die klassischen Graham-Werte nicht mehr gibt. Es gibt viele tausend Bloomberg-Nutzer und alle können diese relativ einfache Abfrage stricken.

Edit:

Eine erweitere Abfrage wie Winter sie in seinem Kommentar vorschlägt werden wir in künftigen Beiträgen vorstellen!