Generelle Überlegungen zu Shortpositionen
Ich nehme jetzt einfach mal den Kommentar eines Lesers zum Green Mountain Update auf und stelle ihn hier rein:
Die Angst, dass man alle potentiellen Shortgewinne auf dem Tisch laesst, wenn man nicht von Anfang an dabei ist, ist unbegründet. Meist ist es so wie bei Research in Motion (RIMM), dass wenn es anfaengt zu rutschen, eh so viel Speck an Knochen ist, dass genug übrigbleibt.
Und nicht der erste sein wollen. Einfach auf den einschlaegigen Internetseiten (shortsqueeze.com, nasdaq.com) die Shortquote beobachten und abwarten, bis die sich nennenswert erhöht hat.
Ich arbeite immer mit fünf Gruppen von Shortkandidaten:
1. Die Betrugsunternehmen wie Enron, Worldcom, Comroad etc. Das sind die sichersten, aber auch die am schwersten aufzuspürenden.
2. Die, bei denen das Geschaeftsmodell weggebrochen ist aufgrund eines Katalysators. Eastman Kodak (EK) mit Einführung der Digitalkameras damals, oder z.B. Garmin (GRMN), der Navigationsgeraetehersteller, mit Einführung der kostenlosen Navi-apps auf jedem Handy, heute. Das sind die Zweitbesten aber auch in ihrer reinen Auspraegung sehr schwer zu finden.
3. Die, bei denen der Wettbewerb ihre exorbitanten Margen gerade wegknabbert, da sie nicht durch einen „Burggraben“ verteidigbar sind obwohl der Markt faelschlicherweise diese Margen der Vergangenheit als Status Quo Prognose in die Zukunft fortschreibt. Ich würde hier, natürlich ohne Gewaehr, SMA Solar als Beispiel aufführen, aber da gibt es sicher besserere Beispiele. Auch diese Shorts sind relativ gut zu traden, da das Traegheitsmoment des Marktes einem genug Zeit laesst, hereinzukommen.
4. Zykliker, bei denen der Zyklus dreht, aber der Markt entweder den zyklischen Charakter der Aktien nicht mehr sehen will oder das Drehen des Konjunkturzylusses nicht erkennen will. Z.B. die Autoaktien heute oder Caterpillar (CAT), wenn demnaechst in China abgerechnet werden wird.
5. Die Momo Aktien wie Netflix (NFLX) oder Salesforce (CRM). Hochriskant, sehr schwer reinzukommen, sehr volatil und damit immer die Gefahr, dass man abgeschüttelt wird aus dem Trade. Man frage nur die Valueinvestoren, welche sich zur Jahrtausendwende an den Shorts der Internetdarlings versucht haben.
Aktien der Gruppe1 sind meiner Meinung nach am wenigsten riskant zu shorten, danach kommt Gruppe 2, danach Gruppe 3 usw. Gruppe 5 traue ich mich nicht. Nicht in einer Welt, in der VW Staemme 1000 Euro erreichen können.
Ich finde die Klassifikation super. Bei 1. fällt mir auf Anhieb Thielert ein, dazu natürlich einige der Chinesen.
Schaut man sich die aktuellen Shorts an (Kabel, Netflix und Green Mountain) sind das alles reine Kategorie 5 Shorts. Manchmal sind die kategorien aber auch fliessend, Enron z.B. hat als Kategorie 5 Aktie angefangen um dann (durch den Performancedruck) als Kategorie 1 zu enden.
Green Mountain hätte allerdings das “Potential” für Kategorie 2 (Wegfall des Keurig Patents) wie auch Kategorie 1 (Viele Übernahmen, undurchsichtiges und inkonsistentes Accounting).
Bei zukünftigen Shorts ist das aber eine gute Orientierung.