Praktiker AG – Telefonkonferenz, Übernahmephantasie etc.
Gestern habe ich mir noch den Großteil der Telefonkonferenz zum Halbjahresergebnis angetan.
Mich hatte doch interessiert, warum der Kurs danach so dermassen abgestürzt ist. Die Highlights oder sollte man sagen “Low Lights”:
– es wurde noch keine Rückstellung für die Abfindung des CEOs gebildet
– es wurden auch keinerlei Rückstellungen für die Schliessung von Standorten gebildet
– die “Strategie” bis ein neure CEO kommt ist: Investitionenen runterfahren und weiter Boris Becker Spots zu senden
– in den “Sondereffekten” sind Aufwendungen für Werbung etc. versteckt die eigentlich ins normale Ergebnis gehören (Soviel zum Thema EBITA ist überall positiv)
– Die Monate Juni und Juli sind extrem schlecht gelaufen
– Die Lager sind voll, man muss dringend abverkaufen hat aber keine Abwertungen auf Lagerbestände vorgenommen
– auch bei Max Bahr scheint die Lage alles andere als toll zu sein, bei 2 Standorten mussten 7 Mio abgeschrieben werden weil die Mieten zu hoch sind (sale and lease back)
– man peilt 200 Mio Liquidität für Q3 an, zu der Höhe der Kreditlinien wurde nichts gesagt, das 3te Quartal ist angeblich “immer” Cash Flow positiv
– man sieht die hohen Lagerbestände (im Gegensatz zu den Analysten) nicht als Problem
– angeblich wären die Lieferanten alle noch ruhig
– der CFO machte stellenweise einen stark überforderten Eindruck
Zwischenfazit: Insgesamt darf man also mit weiteren “Sondereffekten” rechnen, sollte ein neuer CEO mal anfangen aufzuräumen und unprofitable Standorte zu schliessen. Auch die Marge dürfte unter dem Lagerverkauf und den dazu notwendigen Sonderaktionen im 3ten Quartal deutlich leiden.
Zu möglichen Übernahmen meine eigene Meinung:
– Der “Kaufpreis” für Praktiker ist nicht wie viele meinen nur die Aktienbewertung, sondern auch die insgesamt 2 Mrd. Schulden (inkl. der Operating Leases)
– die börsennotierten Konkurrenten (Hornbach, Baywa) könnten sich so etwas nicht leisten
– Kingfisher kooperiert mit Hornbach und hat in UK genügend Probleme
– die Franzosen (Samse etc.) sind alle zu klein
– Metro halte ich ebenfalls für unrealistisch, die haben genügend Baustellen (Saturn)
– Für Home Depot sind vmtl. die MArgen in Deutschland viel zu niedrig (EbIT Marge bei Homedepot 8% vs. 4% bei Hornbach). Die kaufen wenn dann in Asien ein.
Fazit: Der Conference Call war sehr ernüchternd, den Sondereffekten werden weitere Sondereffekte folgen. Eine Übernahme als Ganzes ist eher unwahrscheinlich. Praktiker bleibt auf sich alleine gestellt. Das aktuelle Management scheint keinen Plan zu haben. Viel wird am neuen CEO hängen, der allerdings wenig Zeit haben wird und noch weniger Geld um das Ruder noch herum zu reissen.