Monthly Archives: August 2011

Kartellverfahren – Interesante Recherchemöglichkeit am Beispiel Praktiker / Max Bahr

Im Rahmen von einer Google Recherche bin ich zufälligerweise auf den Beschluss des Bundeskartellamtes zur Übernahme von Max Bahr durch Praktiker gestossen.

Interessanterweise gibt das Urteil auch einen guten Einblick in die Baumarktbranche. Insbesondere z.B. Seite 24 ff zeigen ganz gut den regionalen Charakter des Geschäfts und die Bedeutung des Standortes.

Für Praktiker ist in der aktuellen Lage auch der Passus ganz interessant (S.35):

Ein Marktaustritt ist kurzfristig aber dann nicht wirtschaftlich realisierbar, wenn die Nachnutzung des Grundstücks und der Immobilien nicht gewährleistet ist. Diese Situation ist im Falle von Baumärkten nicht selten gegeben, weil die Betriebsgenehmigung mit bestimmten Vorgaben für das zu führende Sortiment verbunden ist. Wenn sich jedoch an einem Standort DIY-Sortimente nicht (mehr) mit Gewinn absetzen lassen, wird sich lediglich ein Nachnutzer finden, der andere Sortimente anbieten möchte. Eine Umwidmung der Nutzung eines Baumarktstandortes, etwa in einen SB-Markt, wird von den zuständigen Genehmigungsbehörden jedoch i.d.R. nicht zugelassen. In diesem Fall besteht die Verlust-minimierende Alternative nicht im sofortigen Marktaustritt, sondern im Weiterbetrieb des Baumarktes.

Die beiden Punkte zusammengefasst bedeuten meines Erachtens Folgendes: Wenn es Praktiker nicht schafft, an einem Standort profitabel zu sein, wird es auch einem Konkurrenten schwer fallen dort erfolgreich zu sein, weil der Standort vermutlich einfach besch…eiden ist.

Eine Schliessung des Standortes dürfte in der Regel sehr teuer sein, weil eine andere Nutzung nur schwer zu erreichen ist. Praktiker ist momentan also in einer Situation die man als “between a rock and really hard place” beschreiben könnte.

Um profitabel zu werden, muss man Standorte schliessen, das kostet aber richtig Geld was man vielleicht nicht mehr haben wird. Das heisst man lässt die Standorte weiter offen und verliert weiter Geld usw.

Fazit: Im Baumarktgeschäft scheinen die Marktaustrittskosten bei der Schliessung eines Baumarktes ein ziemliches Problem zu sein. Im Analysten Call wurde nach entsprechenden Rückstellungen gefragt, die es aber nicht zu geben scheint. Man könnte die Situation fast als “Teufelskreis” bezeichnen

P.S.: Zukünftig werde ich mir solche Berichte des Kartellamts öfters anschauen, für eine Branchenanalyse sind da sehr brauchbare Infos drin.

AIRE KGAA – Immobilie in Bratislava mit 10% mehr Nettoerlös verkauft

Eine schöne Nachricht in diesen dunklen Tagen: Das Objekt in Bratislava ist nun endgültig verkauft worden, angekündigt wurde das ja schon früher wie in einem alten Post beschrieben.

Interessant daran ist, dass im Quartalsbericht noch von 15 Mio Verkaufeserlös die Rede war, laut Adhoc aber folgender Betrag erlöst wurde:

Der APP Logistikpark wurde von Czech Property Investments erworben. Die Veräußerung hat zu einem Netto-Ertrag (nach Transaktionskosten) von rund EUR 16,5 Mio. geführt.

Es wurden also noch 10% mehr erlöst als angekündigt wurde, das sind immerhin fast 35 Cent mehr pro Aktie.

Der Kurs hält sich zurecht auch sehr gut im Vergleich zum Gesamtmarkt:

Fazit: Der geplante “Befreiungsschlag hat mehr eingebracht als erwartet. Dem aktuellen Management scheint man durchaus vertrauen zu können. Der Kurs dürfte damit nach unten gut abgesichert sein.

Schweizer Franken Hedge – Update

Am 12 Juli habe ich ja das Schweizer Franken Exposure bei ca. 1,15 CHF/EUR gehedged. Heute früh ging es in der Spitze bis auf 1,08 CHF/EUR rauf, aktuell bei ca. 1.10. Das ist ein Anstieg von ca. 4,5% bzw. -4,5% Performance für die Hedgeposition.

Im gleichen Zeitraum haben sich die Basiswerte (in Franken) wie folgt entwickelt:

Pargesa (-10,9%)
Nestle (-4,81%)
Vetropack (-12,2%)

Bei Vetropack gab es anscheinend Probleme mit einer Charge Bierflaschen die evtl. einen Teil der schlechten Performance erklären könnten.

Durch den Hedge gibt es jetzt kurzfristig natürlich einen “Double Hit”.

Im gleichen Zeitraum (12.07-03.08.) haben sich DAX und SMI wie folgt entwickelt:

– SMI -7.59 % (in CHF)
– DAX -6.18 % (in EUR)
– SMI -1,99 % (in EUR)

D.h. im betrachteten Zeitraum hat sich der SMI fast genau um die Wechselkursbewegung adjustiert besser entwickelt als der DAX. Auf Indexebene schlägt also die Frankenbewegung zumindest kurzfristig auf die Europerformance durch, es gibt keinen “natürlichen” Hedge.

Zwischenfazit: Auch wenn das Timing (wie üblich) nicht besonders gut war, scheint es doch kurzfristig Sinn zu machen, Aktien in einer überbewerteten Währung erstmal zu hedgen, auch wenn beim Einzeltitel das erstmal nicht immer funktioniert.

Ansonsten gibt es jede Menge interessanter Kommentare dazu. Schweizer Einzelhändler will man momentan sicher nicht sein. Die Schweizer Nationalbank hat heute früh mal den Markt erschreckt, allzu lang hat der Effekt aber nicht angehalten (siehe oben).

Fazit: Auch wenn der Markt wohl erst noch die Parität sehen will, lasse ich den Hedge erstmal bestehen.

Praktiker Anleiheprospekt – “Poison Pill” gegen potentielle Übernehmer

Nachdem die Anleihe fröhlich weiter abschmiert, lohnt sich vielleicht ein Blick in den Anleiheprospekt. Den findet man z.B. hier im Wertpapierformum.

Der interessanteste Teil des Anleiheprospektes ist m.E. der § 5 Absatz (2) Kontrollwechsel. Das ganze ist recht komplex aber wenn ich es richtig verstehe, dann würde die Anleihe bei einer Übernahme sofort fällig werden.

Das Problem ist, dass die Anleihe ja kein Rating hat und das wird im Bondprospekt bei Übernahme Fall einem Absenken des Ratings auf Non-Investmentgrade gleichgestellt:

(ii) wenn zum Zeitpunkt des Kontrollwechsels kein Investment Grade Rating für die Schuldverschreibungen oder die Emittentin vergeben ist und keine Rating Agentur innerhalb des Kontrollwechselzeitraums ein Investment Grade Rating für die Schuldverschreibungen vergibt

Im Klartext heisst das: will jemand die Praktiker AG übernehmen, dann muss er innerhalb kurzer Zeit ein Investmentgrade Rating besorgen oder es werden sofort 250 Mio. EUR zur Rückzahlung fällig.

Im Fachjargon nennt man so etwas auch eine “Poison Pill”. Eine Hornbach AG z.B. hat selber nur ein Non-Investment Grade Rating (BB+, was für ein Witz) und müsste dann zusätzlich zum Kaufpreis noch 250 Mio Cash für die Rückzahlung der Anleihe auftreiben.

Fazit: Durch die Klausel in der Anleihe dürfte jegliches Interesse Praktiker zu übernehmen auf 0 sinken. D.h. Praktiker muss da selber durch. Wer auf eine Übernahme hofft, dürfte lange warten

LG Household & Health Care Preference Shares

Im “Rückspiegel” vor 2 Wochen hatte ich ja auf einen Artikel zum Thema Koreanische Vorzugsaktien verlinkt, speziell LG Household & Health care.

Thomtrader hat jetzt im Kommentar eine Kurzanalyse gemacht, die ich hier erstmal so wiedergeben möchte:

Meine Kurzanalyse zu LG H&H, und speziell zu den Prefereds:
Ich gehe mal von 280Mrd Won Nachsteuer-Gewinn für 2011. Die Annahme von 280Mrd halte ich für konservativ, vielleicht werden es auch über 300Mrd. Es sind 16,8 Mio Aktien im Umlauf (davon 2,1Mio Prefereds). Der Gewinn pro Aktie sollte dieses Jahr also 17000Won erreichen. Wenn ich mit einem Kurs von 110T Won rechne ergibt sich ein KGV von 6,5.

Firmen, die vor allem höhermarige nichtzyklische Marken-Konsumprodukte anbieten, findet man so gut wie nie zu KGVs unter 13, die durchschnittliche Bewertung dürfte eher bei KGVs um die 18, oder mehr liegen. Von den nichtzyklisches Marken-Konsumprodukten-Unternehmen hat LG H&H in den letzten Jahren aber mit das stärkste Wachstum auf den Tisch gelegt, und verdient daher eher sogar einen leichten Bewertungsaufschlag, obwohl das Gewinnwachstum im Vergleich zu den letzten Jahren sicher deutlich abflauen wird, da man erstens die Marge nicht mehr deutlich steigern wird können, und manzweitens zuletzt auch durch Übernahmen gewachsen ist.

Die LG H&H-Stammaktien werden mit einem KGV von ca. 28 bewertet. Die Bewertung ist zwar „sportlich“, aber die Bewertung ist meiner Meinung nach eher fair, als die Bewertung der Vorzüge.

Die entscheidende Frage ist und bleibt: Kann das alles stimmen? Sind den die Leute, die LG H&H-Stämme kaufen völlig bescheuert, mehr als 4mal mehr als nötig für LG H&H-Aktien zu bezahlen? Übersehe ich irgendetwas sehr wichtiges?
Wie plausibel ist das alles?

Meine Antwort auf die Fragen: ich halte es für sehr gut möglich, daß ich nichts entscheidendes übersehen habe. Selbst bei deutschen Blue-Chip-Stamm- und Vorzugsaktien hat man öfters einen Spread von nahezu 100% gesehen, und über die Zeit ist der Spread oft verschwunden oder hat sich manchmal sogar leicht umgekehrt. In Korea findet man zumindest schon seit einigen Jahren noch größere Spreads zwischen Stämmen und Vorzügen, als wir sie aus Deutschland erkennen. Aber der Spread bei LG H&H übertrifft bisher alles was ich bisher an Spreads zwischen Vorzügen und Stämmen gesehen habe. Und nicht nur das, auch die absolute Bewertung der Prefereds ist so niedrig, wie man sie derzeit fast nirgendwo sonst findet.

Ich bin auf weitere Meinungen zu den LG H&H Prefereds gespannt.

Für mich wäre es als Startpunkt wichtig zu verstehen, ob es bei den Preferred irgendwelche Sonderkündigungsrechte o.ä. gibt.

Eine schnelle Google Abfrage ergab auch nichts wirklich entscheidendes, zB. hier oder hier ein alter Bericht aus 1995.

In dem Bericht hier steht, das interessanterweise irgendwann um 2000 Koreanische Vorzugsaktien plötzlich deutlich höher gehandelt hatten als 1994/1995. Ausserdem scheint es einen relativ großen Unterschied zwischen Prefereds zu geben, die vor 1996 emittiert wurden und danach.

Update: Sehe gerade hier, dass es sich bei LG Household um “alte” Preferred Shares handelt. Wenn ich das richtig verstehe, ist man im “alten Format” pari passu mit den normalen Aktien, das neue Format bietet z.B. kumulative Dividenden und Priorität bei der Liquidation, was hier aber nicht weiter ins Gewicht fallen dürfte.

Insgesamt kann ich mir schon vorstellen, dass die Vorzugsaktien ein ähnliches “Schicksal” haben wie die Draeger Genußscheine. Wenig Liquidität, uninteressant für viele Instis. Dagegen spricht m.E. die momentan recht niedrige Rendite, die die Wartezeit überbrücken muss und der Chart.

Performance Juli 2011 & Aktuelles Portfolio

Nachdem das Portfolio zum Halbjahr noch 4,89% hinter der Benchmark klag, hat sich im Juli der Abstand zur Benchmark deutlich verkürzt.

Während Dax (-2,95%), MDAX (-4,07%) und Eurostoxx 50 (-6,15%) sehr deutlich abgeben musten im Juli, hat sich die defensive Aufstellung einigermassen bewährt und das Portfolio hat “nur” -2,23% abgegeben auf -0.97% YTD vs. +1.44 % YTD für die Benchmark. Dadurch reduziert sich die Unterperformance auf -2,41% YTD.

Das Portfolio sieht aktuell wie folgt aus:

Bezeichnung G / V in % Anteil
Hornbach Baumarkt 14.62% 6.10%
Fortum OYJ -8.76% 5.46%
Magyar Telekom 2.50% 5.25%
AS Creation Tapeten 1.82% 4.65%
Apogee Enterprises -20.57% 4.48%
Westag & Getalit VZ 5.88% 4.28%
BUZZI UNICEM SPA-RSP -17.98% 3.93%
EVN -4.34% 3.52%
Walmart -2.24% 3.48%
WMF VZ 10.33% 3.47%
Tonnellerie Frere Paris 8.55% 3.42%
Noble -17.26% 3.37%
Bijou Brigitte -25.99% 3.24%
KSB -13.88% 3.13%
Pargesa 4.15% 3.06%
Vetropack 4.02% 2.98%
Stoxx: Utilities -8.38% 2.84%
Total Produce -2.09% 2.76%
Medtronic -9.35% 2.68%
Frosta -3.55% 2.68%
OMV AG -7.84% 2.67%
Sto AG VZ 24.88% 2.65%
Nestle 15.71% 2.25%
Benetton Group 1.64% 1.97%
Einhell VZ -11.83% 1.85%
     
Drägerwerk Genüsse D 22.03% 8.14%
CS Euroreal -0.06% 5.75%
AIRE 17.68% 3.61%
Degi International 1.17% 3.04%
HT1 Funding 19.77% 2.27%
AXA Immoinvest -8.92% 2.24%
     
Short: Kabel Deutschland -10.65% -1.14%
Short: Netflix -27.96% -1.49%
Short: Green Mountain -41.73% -3.43%
Short: Dräger VZ -22.73% -7.57%
     
Terminverkauf CHF EUR -1.67% -0.14%

Dazu kommt noch eine Cashquote von 2,55%.

Der letzte Zugang waren 155.756 Stück Magyar Telekom am Freitag zu genau 2,00 EUR pro Stück.

Nach wie vor steht das Ziel im Vordergrund, die Anzahl der Werte weiter zu reduzieren. Zeill wären so 25 Long und 5 Short. Auf der “Überprüfungsliste” stehen v.a.

– Noble
– Medtronic
– Benetton
– Einhell
– KSB

MMI

EDIT: Im ersten Entwurf leider die AXA Immoselect Schüttung von 1,85 EUR pro Anteil vergessen.

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