Monthly Archives: July 2011

Portfoliotransaktion – Verkauf TESCO

Im Rahmen unserer Portfoliobereinigung muss heute TESCO dran glauben. Trotz 3% Warren Buffet Anteil haben wir uns den Wert nicht wirklich genau angeschaut.

Gekauft hatten wir zu 4,57 EUR pro Stück, verkauft heute zum VWAP von 402,9 Cent bzw. umgerechnet 4,60 EUR, macht einen kleinen Gewinn von ca. 0.99% inkl. Dividende.

Cash bleibt erstmal liegen. Damit erhöht sich der Cashanteil auf 5,33%.

Praktiker AG – Bond Spreads & Z Score

Wir hatten ja schon festgestellt, dass Praktiker kein klassisches Valueinvestment ist (hier und hier).

Bei einer Turnaroundspekulation ist es relativ entscheidend einschätzen zu können, wie wahrscheinlich eine Insolvenz (und damit endgültiger Kapitalverlust) ist.

Die implizite Insolvenzwahrscheinlichkeit lässt sich gut an den Anleihespreads ablesen. Die 2016er Anleihe von Praktiker wird ja einigermassen liquide gehandelt. Beim folgenden Chart sieht man recht deutlich, dass die Spreads bei Praktiker nach der Gewinnwarnung deutlich angezogen haben, sich in den letzten Tagen (im Gegensatz zum Aktienkurs) aber wieder beruhigt haben.

Im Vergleich dazu sieht zum Beispiel die Lage bei Heideldruck deutlich dramatischer aus:

Zwischenfazit: Der Anleihemarkt sieht die Lage bei Praktiker (noch) nicht so tragisch wie das die Aktionäre sehen. Der Anleihekurs ist zwar deutlich gestiegen, von einer echten Insolvenzgefahr kann man hier nicht sprechen..

Zum Z Score:

Praktiker hat ja leider kein Rating. Als Ausgleich kan man sich mit dem Altman Z Score behelfen, eine Art Rating auf der Basis von Bilanzkennzahlen, näheres dazu z.B. hier und c.a. hier.

Der ursprüngliche Z Score war für Produktionsunternehmen gedacht, Altman hat dann zuätzlich den sogenannten “Double prime” Z Score entwickelt, der für sonstige Nicht-Finanzunternehmen anzuwenden ist.

Als Ergebnis erhält man einen numerischen Wert, der wie folgt interpretiert werden sollte:

Zones of Discrimination:

Z > 2.99 -“Safe” Zones

1.81 < Z < 2.99 -“Grey” Zones

Z < 1.81 -“Distress” Zones

In Bloomberg kann mit der Funktion AZS relativ einfach den Z Score berechnet. Als Standard werden immer die Zahlen des letzten Quartals genommen, man hat aber die Möglichkeit auf dieser Basis auch eigene Anpassungen zu machen.

Im folgenden Screen habe ich mal die immateriellen Assets abgezogen und die Operating Leases “on Balance” gebracht und die Marktkapitalisierung aktualisiert.

Man sieht relativ schön, dass sich bereinigt um die Leases Praktiker beim “Double Prime” Z Score mit einem Wert von nur 1,45 schon tief im Distressed Bereich bewegt. Fairerweise muss man sagen, dass Altman seine Gleichungen auf Basis von US Bilanzen entwickelt hat und die Aussagen nicht 1:1 auf Deutsche Unternehmen übertragbar sind.

Wie in dem 2ten Link zum Z Score ersichtlich, wird die Kennzahl gerne von Short Sellern genutzt um “Potentialkandidaten” zu finden.

Fazit: Die Bond Spreads zeigen (noch) keine echte Insolvenzgefahr, der Z Score allerdings legt schon ein beträchtliches Mass an Problemen offen.

Portfoliotransaktionen – Verkauf ENI & Aufstockung Fortum

Per heute werden wir, wie beim Rückblick auf das erste Halbjahr angekündigt, schon eine erste Transaktion vornehmen:

Verkauf ENI, dafür wertgleiche Aufstockung FORTUM

Bei ENI ist unsere These von einem schnellen Rebound wg. Lybien nicht aufgegangen. Bei Fortum ist u.E. der Investmentcase intakt und die Sondersteuer eine gute Gelegenheit um nachzulegen.

Generell dürfte das Thema Sondersteuer bei Energieunternehmen und Versorgern in Italien evtl. auch noch mal ein Thema werden, in Finnland hat man das jetzt hinter sich.

VWAP wird noch nachgereicht.

Nachtrag:

ENI VWAP 13.07.: 15,57 EUR, Verkauf 20 Tsd Stück mit Erlös 311.400 EUR. AK 17,40 EUR, macht einen Verlust von -10,52% vor Dividende, nach Dividende -7,87%Fortum VWAP 13.07.: 19.17 EUR, Kauf 16 Tsd. Stück zu 306.720 EUR.
Nach Transaktionskosten erhöht sich der Cash dadurch um 3.680 EUR.

Praktiker AG – Teil 2 Free Cashflow

Wir hatten uns ja im ersten Teil schon mal festgestellt, dass im Falle eines Liquidationsszenarios die hohen Mietverpflichtungen (97% der Baumärkte sind angemietet) eine sehr große Unsicherheit beinhalten und es keine Margin of Safety bzgl. des Net Asset Values gibt.

Schauen wir uns als nächstes den Free Cashflow to Equity an. Ähnlich wie bei Hornbach macht es sicher Sinn, um Working Capital zu adjustieren, sowie auch die gezahlten Zinsen mit einzubeziehen. Die Zahlen sind ganz interessant:

mn EUR 2010 2009 2008 2007
Op. CF 90.6 83.3 112.4 198.8
Inv. -57.9 -71.4 -100.5 -121.0
Free CF 32.6 11.9 11.9 77.8
         
Delta WC -10.2 -19.7 22.9 23.8
Free CF / WC 22.4 -7.8 34.8 101.6
Zinsen -7.2 -6.1 -4.9 -4.3
Free CF adj 15.2 -13.9 29.9 97.3
         
         
Abschreibungen 70.0 66.3 70.2 62.9
Investitionen -57.9 -71.4 -100.5 -121.0
Delta 12.1 -5.1 -30.3 -58.1
         
Avg. Free CF 4J 32.1      
Avg. Free CF 3J 10.4    

Man sieht deutlich, dass in 2007 die Welt noch in Ordnung war. Dicker Free Cashflow, der Investitionscashflow ist allerdings ohne die Max Bahr Investition ausgewiesen, da wurden in 2007 ca. 360 Mio aufgewendet.

Bis einschliesslich 2009 wurde auch noch mehr investiert als abgeschrieben, erstmals in 2010 hat man sich dann quasi nochmals aus der “Substanz” bedient um noch einen positiven Free Cashflow zu erreichen.

Als Diskontierungssatz muss man bei Praktiker sicher auch einen höheren Satz als bei Hornbach ansetzen, statt 10% wären hier vermutlich 12-15% angemessen.

Das würde dann folgende mmögliche Bewertungsmatrix pro Aktie ergeben, wenn man entweder 2007 mit in den Durchschnit rein nimmt oder nicht:

3Y avg 4Y avg
12% Discount 1.49 4.61
15% Discount 1.20 3.69

Man sieht recht deutlich, dass auf Basis der letzten 3 Jahren unter Free Cashflow to Equity Gesichtspunkten der Fair Value eher in der Region 1,20-1,40 EUR pro Aktie wäre, 2007 mit eingerechnet wäre man bei 3,70 – 4,60, also auch keine besonders signifikante Margin of Safety gegen den aktuellen kurs von 3,50 EUR.

Als finaler Reality Check nochmal Q1 2011 vs. Q1 2010:

mn EUR q1 2011 q1 2010
Op. CF -100.05 -0.1
Inv. -16.5 -14.9
Free CF -116.6 -15.0
     
Delta WC 33.5 -45.9
Free CF / WC -83.1 -60.9
Zinsen -1.9 -0.15
Free CF adj -85.0 -61.1
     
     
Abschreibungen 18.2 17.3
Investitionen -16.5 -14.9
Delta 1.7 2.4

Man sieht sehr deutlich, dass 2011 im ersten Quartal der Free Cashflow auch Working Capital adjustiert noch eine deutliche Ecke schlechter war als im schon katastrophalen Jahr 2010.

Fazit: Rein aus Valuegesichtspunkten wäre die Aktie deutlich ÜBERBEWERTET, selbst beim jetzigen Kurs von 3,50 EUR. Auf der jetzigen Basis handelt es sich um eine reine Turnaround/Übernahmespekulation ohne Margin of Safety.

Portfoliotransaktion – Währungshedge CHF

Wir haben im Portfolio ja 3 Werte aus der Schweiz, die insgsamt gut 800 Tsd EUR oder 8% unseres Portfolio ausmachen.

– Nestle
– Pargesa
– Vetropack

Alles sind gute Werte, allerdings scheint der Franken derzeit etwas überbewertet zu sein. Wir schliessen deshalb heute Cash Neutral einen Forward 12 Monate für 800 Tsd EUR gegen CHF ab.

Beí einem aktuellen Spot von 1.1668 CHF/EUR liegt der Terminkurs für den 12 Monats Forward bei 1.1504 CHF/EUR, d.h. technisch verkaufen wir 920.320 Franken gegen 800.000 EUR mit Termin 11.07.2012.

Performance 1HJ 2011 – Einzelwerte

Nach den allgemeinen Anmerkungen zur H1 Performance (hier und hier) noch kurze Anmerkungen zu den Einzelwerten:

“Value Titel”
Apogee Enterprises
Leider belastet durch die extrem schwache Baukonjunktur in USA. Nach wie vor solide finanziert, allerdings stark negativer Cashflow. Wenn in USA die Baukonjunktur nicht besser wird und der Cash ausgeht könnte es eng werden. Evtl. überlegen, ob man hier mit verschmerzbaren Verlust die Reisslinie zieht, v.a. wenn der Dollar wie gerade eben stärker wird.

AS Creation Tapeten
Kurs flat wie ein Ziegelstein. Royce hat etwas reduziert, allerdings momentan kein Handlungsbedarf. Evtl. kommt ja mal eine Nachhol Rally um den Rückstand zu den anderen baunahen Titeln aufzuholen.

Benetton Group
Hat sich bis zur Italienkrise eigentlich gut entwickelt. Allerdings aus meiner Sicht kein “Strong Conviction Wert”, eher modellgetrieben.

Bijou Brigitte
Unser schlechtester Wert, aber mittlerweile nach fast allen Valuekennzahlen deutlich unterbewertet.

BUZZI UNICEM SPA-RSP
Ähnlich wie Benetton Leidtragender der Italienkrise. Trotzdem ist die Bewertung ein Witz, insbesondere wenn man sich die Tochter Dyckerhoff anschaut.

Einhell VZ
Optisch günstig, allerdings hat der CEO einen anscheinend recht weitreichenden Strategiewechsel angekündigt. Auch kein “High Conviction” titel mehr.

ENI
Hier ist die Hoffnung auf ein schnelles Ende der Lybien Krise nicht aufgegangen, jetzt auch mit Italien Malus.

EVN
Für einen Versorger sehr ordentliche Kursentwicklung. Schönes defensives investment.

Fortum OYJ
Wie schon berichtet Belastung durch Finnische Sondersteuer. Dennoch nach wie vor ein Core Investment auf mittlere Frist.

Frosta
Erwartet unspektakulär. Liegen lassen und ruhig schlafen, auch wenn kurzfristig die Margen evtl. etwas unter Druck kommen.

Hornbach Baumarkt
Haben wir viel drüber geschrieben. Core Holding, schöne Geschäftsentwicklung

KSB
YTD erstaunlich schwach. Solider langfrist Wert, allerdings mit recht großem BRIC Exposure direkt/indirekt.

Magyar Telekom
Solide Dividende, nicht viel Neues

Medtronic
Aquiriert fleissig weiter, d.h. der schöne Free Cash Flow kommt hauptsächlich den Aktionären der Targets zu Gute. Teilweise schlechte Presse wegen fehlerhafter Geräte etc. Für mich relativ “low conviction”.

Nestle
Grundsolide, profitiert kursmässig auch vom starken Franken. Aktie sieht OK bewertet aus, allerdings ist m.E. der Franken weit überbewertet. Evtl. Franken Hedge sinnvoll.

Noble
Verfolge ich ehrlich gesagt nur passiv, low conviction.

OMV AG
Solide, unspektakulär trotz Kapitalerhöhung

Pargesa
Solide, unspektkulär

Sto AG VZ
Geschäft boomt nach wie vor, aber nicht mehr ganz billig

Stoxx: Utilities
Was billig ist, wird meist noch billiger, alte Value Regel.

Tesco
Muss man nochmal prüfen, ob man Tesco wirklich haben muss.

Tonnellerie Frere Paris
grundsolide, relativ börsenunabhängig.

Total Produce
Halbjahresbericht vmtl. im August, Kurs deutlich geschwächelt.

Tsakos Energy Nav.
Tanker Geschäft scheint nach wie vor nicht gut zu laufen, negative Kommentare auch vom Konkurrenten Frontline. Muss man sich nochmal genau anschauen

Vetropack
Problem ähnlich wie bei Nestle: Sol man jetzt den überbewerteten Franken hedgen ?

Walmart
Siehe Tesco

Westag & Getalit VZ
Endlich angesprungen. Solide, günstig, langweilig.

WMF VZ
Kurs leider ertsmal am ATH von 2007 abgeprallt.

Opportunity

AIRE
Wie schon geschrieben sehr ermutigener Newsflow, jetzt muss nur noch “vollstreckt” werden.

AXA Immoinvest
Am schlechtesten performender OI, fundamental aber OK.

CS Euroreal
Macht hoffentlich bald auf 😉

Degi International
Schafft es langsam, sich vom deutlich schlechteren DEGI Europa abzukoppeln.

Drägerwerk Genüsse D
Das ist mein “highest conviction Trade. Die Unterbewertung der GS vs. den Vz kann langsfristig nicht bestehen belieben. Dazu sher schöner Carry.

HT1 Funding
Aktuelle Schwäche, fundamental gut abgesichert

Short: Dräger VZ
Siehe GS

Short: Green Mountain
Short Momentum…

Short: Kabel Deutschland
Siehe Green Mountain

Short: Netflix
The sky is the limit.

Fazit: Für das 2te Halbjahr sind einige Werte auf der “Bewährungsliste”, insbes. alle US Werte (Apogee, Medtronic, Wal Mart, Tsakkos, Noble), ebenso wie Benetton, ENI, TESCO und Einhell. Ziel ist es, bis zum Jahresende auf 20-25 Core Value Werte abzuspecken.

Performanc 1HJ 2011 -Teil 2

wie versprochen zum 2ten Teil der Performanceanalyse mit ein paar allgemeinen, Teil gabs hier.

Ein paar (kritische) Gedanken zu den Shortpositionen:
– von den Shortpositionen haben wir eigentlich nur eine wirklich fuundamental analysiert, das war Asian Bamboo. Dort waren wir uns sicher, dass neben Accounting Problemen einfach der faire Wert unter dem Börsenkurs bei Eingehen des Shorts war. Durch freundliche Unterstützung der US China Betrugswelle hat dieser Short auch prima geklappt.

– die anderen “Outright” Shorts, also Kabel, Netflix und Green Mountain waren mehr so “Instinkt” Shorts nach dem Motto: irgendwie windig, zu teuer und stark gestiegen, dass muss doch fallen. Hier haben wir einfach das Momentum unterschätzt.

– alle 3 Werte (Kabel, Netflix,Green Mountain) können mehr oder weniger unter das sogenannte “Abonenten Geschäftsmodell” eingeordnet werden. Diese Geschäftsmodelle sind momentan sehr “en vogue”, nachdem jetzt auch der letzte Bankanalyst das Konzept des “Burggrabens” verinnerlicht hat und damit jede Bewertung rechtfertigen kann. Irgendwann wird auch diese Mode mal wieder vorbei sein, aber das kann noch dauern.

Lektion 1: Auch im Shortbereich ist eine ausführliche Fundamentalanalyse sinnvoll, zusätzlich sollte man Momentum und Timing vermutlich besser berücksichtigen. Werte mit starkem Momentum aus dem Bauch raus zu shorten, war keine besonders schlaue Strategie.

Zu den Longpositionen:
Persönlich fühle ich mich fast ein bischen unwohl mit der großen Anzahl der Positionen, momentan sind es immerhin 34 verschiedene Longpositionen. Hier wird es langsam schwierig, die alle wirklich vernünftig zu tracken, insbesondere wenn man auch im Privatportfolio noch weitere (illiquide) Werte hat. Im Laufe des 2ten Halbjahres werde ich mal versuchen, dass vielleicht auf 20-25 Longpositionen “einzudampfen”.

Illiquide Aktien:
Wir haben uns ja selber auf relativ liquide Werte beschränkt und angenommen, dass wir nur über den normalen Börsenhandel Aktien virtuell kaufen. Illiquide Werte wie z.B. kleinere Französische Werte die besonders interessant wären bekommt man so nur sehr schwer. In der realität sind aber auch bei solchen Werten ab und zu Pakete am Markt, die man als profesioneller Investor auch mal angeboten bekommt. Hier muss man mal für die Zukunft überlegen, ob man nicht stärker solche “Perlen” wahr nimmt und evtl. mit etwas höheren Limits vom Tagesumsatz arbeitet (siehe auch IVG Wandelanleihe etc.).

Defensive Aufstellung
Wir haben das Depot ja bewusst defensiv aufgestellt, was im ersten Halbjahr erwartungemäss nicht gut gelaufen ist. Schaut man sich mal die Performance per gestern, 11.12. an, sieht man, dass in den “risk off” Phasen das Depot plötzlich erfreulich outperformt. So hätte sich per gestern die Unterperformance YTD auf -2,35% von -4,89% reduziert, per heute wären wir wahrsch. fast auf Benchmark.

Zu den einzelnen Werten dann noch mehr im 3ten Teil.

Praktiker AG – schon ein Value Investment ? – Teil 1

Konkurrent Hornbach ist ja einer unserer “Lieblingswerte”, die Praktiker AG dagegen sah schon immer recht “blass” aus im Vergleich zu Hornbach. Da es aber gemäß Howard Marks nur schlechte Preise aber keine schlechten Unternehmen an sich gibt, werfen wir mal einen ersten Blick auf Praktiker.

Kursmässig sieht es bei Praktiker insbes. im Vergleich mit Hornbach mehr als bitter aus:

Der Grund ist klar: Während Hornbach wie schon berichtet ein tolles Quartalsergebnis geliefert hat, schockte Praktiker mit einer noch recht unbestimmten Gewinnwarnung.

Zu den Grunddaten von Praktiker:

Ausstehende Aktien: 58 Mio Stück, macht zu ca. 3,65 EUR eine Marktkapitalisierung von ca. 217,5 Mio EUR.

Werfen wir mal einen ersten Blick auf die etwas “vereinfachte” Graham Kennzahl, “Net Working Capital”, also kurzfristige Vernmögensgegenstände abzüglich aller Verbindlichkeiten (ohne Anpsssungen). Auf Basis des Q1 2011 Berichtes ergeben sich folgende Werte:

Q1 2011
Vorräte 965.6
Ford. LuL 15.5
Übrige 77.9
Cash 341
Kurzfr. Vermögen 1400
– langfr. Schulden -657.1
– kurzfr. Schulden -875
Net. Working Capital -132.1

Zwischenfazit: Graham Wert wäre Praktiker auch bei einem Kurs von 0 EUR keiner, da die Schulden das Net Working Capital deutlich übersteigen

Schauen wir uns als nächstes mal an, was man so an “Liquidationswert” ansetzen würde, also inkl. dem Anlagevermögen.

Bei einer Liquidation würde man beim Eigenkapital starten und erstmal um alles Immaterielle bereinigen (Goodwill ist im Liquidationsfall meistens null) und dann zusätzlich noch Abschläge auf zu hoch berwertete Vermögensgegenstände bzw. zu niedrig bewertete Verbindlichkeiten vornehmen.

Starten wir mit dem klassischen “Tangible Book”:

mn EUR Q1 2011
EK 824.30
Minorities -1.89
Firmenwerte -192.70
sonst. Imm. -72.70
latente Steuern -133.00
Steuerst.anspr. -65.00
Tangible Book 359.01
Tang Book per share 6.19

6,19 EUR pro Aktie Tangible Book sieht ja erstmal nicht so schlecht aus, aber schauen wir uns mal weitere potentielle Anpassungskandidaten an:

Pensionsrückstellungen: Quasi keine Defined Benefit Obligations (DBOs), Wert nur 1 Mio. EUR, daher hier keine Anpassungen notwendig

Anlagevermögen: Bei Hornbach waren im Anlagevermögen beträchtliche stille Reserven versteckt, wie sieht es damit bei Praktiker aus ?

Interessant ist in diesem Zusammenhang die Ausftellung auf Seite 13 des 2010er GB. Lediglich 12 Standorte von 438 Baumärkten sind tatsächlich im Eigentum der Praktiker AG, davon 3 in deutschland und 9 im Ausland. D.h. 97% der Märkte sind angemietet, mit zum Teil langfristigen Mietverträgen.

Jetzt kommen wir zu einem der “Knackpunkte” für schlecht laufende Retailer dem die eigenen Immobilien nicht gehören, nämlich den Leasingverträgen bzw. Mietverträgen der Immobilien. Ein Überblick auf Seite 16 des Geschäftsberichtes zeigt, dass die Mietkosten und sonst. Betriebskosten der Märkte noch gestiegen sind, trotz deutlich zurürckgegangener Umsätze.

Das Problem bei Mieten vs. Kaufen ist folgendes: Läuft es schlecht bzw. fallen die Marktmieten, muss ich die hohen (langfristig vereinbarten) Mieten weiterhin bezahlen, läuft es gut und steigen die Mieten habe ich meistens eine anpassung nach oben im Vetrag. Will man vorher aussteigen, muss man entweder eine Vetragsstrafe zahlen oder weitervermieten (Sub Lease), was bei gesunkenen Mieten ebenfalls nur mit Verlust möglcih ist.

Zur Behandlung von Leasingverträgen genrell haben wir ja schon mal einen Beitrag geschrieben.

Bei Prakiker gibt es sowohl “on Balance” Finanzleasing wie auch Operating Leasing. Die Zahlen findet man auf Seite 85.

Für das Finanzleasing wird ein Bruttobetrag von 408 Mio EUR angegeben und ein bilanzierter Barwert von 257 Mio. EUR, für das Operating Leasing wird nur der Bruttobetrag von 2.248 Mio. EUR angeben. Rechnet man den Barwert der Operating Leasing Verpflichtungen analog dem Verhältnis der Finanzleasing Barwerte, erhält man einen (nicht bilanzierten) Barwert von 1.416 Mio. EUR an austehenden Operating Leasing Verpflichtungen. Zusammen macht das 1,7 Mrd. an Barwert für zukünftige Mietzahlungen die vertraglich fixiert sind.

Der Hebel ist durch die 97% Mietanteil natürlich gewaltig. Nimmt man an, dass man im Schnitt 10% der noch austehenden Barwerte als “Strafe” Zahlen muss, wäre man bei 167 Mio. EUR Strafzahlungen. Anbei eine Tabelle zur Sensitivität des NAV auf evtl. “Stille Lasten” bei den Leasing Verträgen:

Tang. Book per share
Base Case 359.01 6.14
-5% Leasing Barwert 275.36 4.71
-10% Leasing Barwert 191.71 3.28
-15% Leasing Barwert 108.06 1.85

Man sieht, dass bei möglichen Strafzahlungne von 10% auf die Mietverträge der erlösbare NAV nur noch bei 3,28 EUR wäre und damit UNTER dem aktuellen Börsenkurs. In bestimmten Auslandsmärkten (z.B. Griechnland) dürften die Verluste deutlich höher sein, in Deutschland bei guten Standorten eher niedriger. Dass das Thema nicht einfach ist, hat aber schon die Karstadt Geschichte gezeigt.

Fazit Teil 1: Rein aus Substanzgesuchtspunkten hat Praktiker wenig “Margin” of Safety”. Wegen der hohen Verschuldung ist das Nettoumlaufvermögen negativ, der Buchwert des Tangible Equity ist aufgrund des hohen operativen Hebels (97% der Märkte sind angemietet) extrem sensibel auf das Mietniveau. Ohne genaue Informationen zu den Mietverträgen ist Praktiker aus Substanzgesichtspunkten eher nicht interessant, selbst bei noch niedrigeren Aktienkursen.

Im nächsten Teil dann noch ein kurzer Blick auf den Replacement Value bzw. Cash Earnings Power

Lesenswertes – Rückblick KW 26

Must read: Steven Romick Investmentstrategie des FPA Fonds

Dazu noch ein interessantes Interview mit ihm bei Wealthtrack

Bruce Greenwald zu Value Investing

David Einhorn verkauft Yahoo, kauft Seagate und macht sich Gedanken über Griechenland

Marty Whitmann Investor Letter mit einem guten Überblick über Distressed debt Investing

Satyjit Das zerlegt genüsslich das Französische Rettungspaket für Griechenland:

Permabär Mish mit einem guten Überblick über die Situation in Italien

Stamm vs. Vorzugsaktien – Update und BMW

Nachdem wir ja schon in 2 Artikeln (Teil 1 und Teil 2) das Thema Stamm vs. Vorzugsaktien behandelt haben, heute mal ein kurzer Update der Spreads Deutscher Stamm und Vorzugsaktien mit Veränderungen:

Unternehmen VZ ST Spread Akt. Spread alt Delta Spread
Mineralbr. 6.06 11.95 97.2% 100.0% -2.8%
METRO AG 30.085 41.235 37.1% 52.4% -15.4%
MAN SE 62.25 88.05 41.4% 47.3% -5.9%
BMW 43.32 68.41 57.9% 46.9% 11.0%
SIXT AG 15.5 20.385 31.5% 27.3% 4.2%
Fresenius & 42.93 52.05 21.2% 17.4% 3.9%
EUROKAI 27.2 28.5 4.8% 15.5% -10.7%
WMF 26.95 29 7.6% 7.1% 0.5%
Sartorius 33.6 33.81 0.6% -1.9% 2.5%
RWE AG 35.08 38.255 9.1% 7.3% 1.8%
Dyckerhoff 36.45 36.51 0.2% 4.1% -3.9%
Biotest 49.295 51.3 4.1% 3.3% 0.8%
AHLERS AG 9.729 9.451 -2.9% -0.5% -2.3%
EFF-SP. AG 14.43 14.885 3.2% 1.4% 1.8%
KSB AG 550 568.15 3.3% -1.4% 4.7%
Hugo Boss 71.99 69.27 -3.8% -9.2% 5.4%
Volkswagen 148.9 133.6 -10.3% -9.2% -1.1%
FUCHS 39.73 36.75 -7.5% -13.1% 5.6%
HENKEL AG & 49.16 40.3 -18.0% -17.4% -0.6%
DRAEGER 81.89 62.73 -23.4% -21.2% -2.2%

Es fällt auf, dass es keine systematischen Veränderungen gab. Die größten Veränderungen gab es bei Metro, wo der Spread von 52,5% auf 37% gefallen ist, dagegen ist er bei BMW stark angestiegen.

Wie man am Chart sieht, ist der Spread bei BMW mittlerweile bei einem ATH angelangt. Da eine Übernahme nach wie vor unrealistsich scheint, dürfte das eher auf den Einstieg internationaler Investoren bei den Stämmen zurückzuführen sein.

In dem Fall wäre das auch eine gute Gelegenheit auf ein Zusammenlaufen das Spreads zu setzen.

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