Monthly Archives: February 2011

Buzzi Unichem: Core Value

Nun zu einem Wert von dem wir im Blog noch überhaupt nicht berichtet haben, obwohl er im Portfolio an erster Stelle steht: Buzzi Unichem

Buzzi Unichem ist ein familiengeführter Zementhersteller aus Italien. (Wieso muss man gleich immer daran denken, dass Zement in Italien für eine gute Mafiabestattung unerlässlich ist?!?)

In Deutschland hat Buzzi durch (das ebenfalls ehemalig familiengeführte) Dyckerhoff seit 2004 ein starkes Standbein. Der Umsatz von rund 2,5 Mrd. Euro teilt sich gleichverteilt (sehr grob) zu je ein Viertel auf Italien, USA und Deutschland auf. Das restliche Umsatzviertel wird in Tschechien, Mexico, Polen, Niederlanden u.a. aufgeteilt.
Buzzi betreibt ~40 Zementwerke sowie 530 “Ready-mix batch plants”

Buzzi hat rund 165 Mio. ordentliche Aktien (IT0001347308) und 40,7 Mio. “Sparaktien” (IT0001369427). Obwohl beide Aktien “billig” sind, ist die Spar (oder Vorzugsaktien) aus unserer Sicht “saugünstig”. Der Kurs der normalen steht bei ~10€ die Sparaktien bei ~5,60€. Macht eine Marktkapitalisierung von ~1.85 Mrd. Euro.

Zur Vereinfachung bezieht sich die Berechnung auf die “normalen” Aktien und bewerten die Sparaktien wie die klassischen Aktien, da diese den Hauptteil der Kapitalisierung ausmachen und eine Berechnung pro Aktie sonst unnötig verkompliziert wird.

Bei einem Kurs von 10€ macht das folgende Werte:

KGV_2010: ~25
KGV3: 11
KGV10: 8
EV/Ebit10: ~12 %(Magic Formula – Joel Greenblatt)
EV/Ebit3: ~11%

Umsatzmarge im Schnitt ~10%, aktuell KGV ~ 7
Mittlere EK-Rendite 10y: ~11,5% p.a.

KBV: 0,75
KUV: 0,71
KCV: ~5
Dividendenrendite: aktuell ~2%, bei normalisierten Earnings ~4%.

In den vergangenen 15 Jahren wurde immer Gewinn erwirtschaftet und mit der Übernahme von Dyckerhoff der Umsatz in der Summe massiv gesteigert.

Das Ganze hat natürlich auch Schattenseiten:
Bauindustrie und insbesondere Zementhersteller hatten in den vergangenen zwei Jahren nicht sehr viel zu lachen – das sieht man auch an den Kursen. Die Margen und Gewinne der Zementmischer sind im Sinkflug (obwohl Buzzi noch Gewinne schreibt! — andere verbuchen dicke Verluste!). Das Unternehmen ist moderat gehebelt – die EK-Quote liegt bei 60%, die Zinsdeckung liegt bei 4 (historisch war Buzzi deutlich höher – wohl ist uns bei Werte >10) und der Freecashflow war auf Grund von massiven Reinvestitionen u.a. in “property plant und Co.” eher negativ als positiv. Hinzu kommen ~565 Mio Euro Goodwill, den man sich hauptsächlich durch die Dyckerhoff-Übernahme aufgeladen hat.

Bezieht man diese Kurse aber auf die Sparaktien bein ~5,50€ wird klar, dass die Werte wie Dividende und Buchwert / Umsatz pro Aktie “saubillig” sind. Kehrt Buzzi irgendwann einmal zu “normalisierter” Profitabilität zurück kann sich der Kurs der Sparaktien sehr gut verdoppeln, ohne das wir Ihn als sehr teuer empfinden würden.

Bei Zementherstellern kommt noch ein Aspekt hinzu, der die Branche als solche sehr interessant macht. (Peter Lynch schrieb schon in seinem Klassiker “One upon Wallstreet” darüber) Dieser Aspekt wird aber auch im 2008er Shareholder Letter des Sequoia Funds sehr gut zu Kiesproduzenten aufgegriffen:

The great thing about this business is that it’s simple there’s no risk of technological obsolescence. It’s hard to find substitutes (for rock) at $10 per ton, which is about the cost of rock these days. For Martin Marietta, they have over 50 years of reserves in the ground beneath their feet and Vulcan has 43. Let me give you an example of why we like these businesses. The key is really in their pricing power. The weight of rock is very high relative to its cost to transport, and that leads to the markets’ being very local in nature. Truck transportation which is the most common form of transportation for rock and also the most expensive can reach as high as 30 cents per ton per mile. That means that if you have a job 30 miles away from my quarry, by the time you deliver that rock to your job, you’ve more or less doubled its cost.

Aus unserer Sicht ist daher die Chance sehr wahrscheinlich gegeben, dass bei allen Zementmischern, Ziegelherstellern und Co. die Marge langfristig wieder zurück zum Mittel tendieren. Diese Unternehmen haben lokale Märkte und können Ihre Preise gut an die Inflation anpassen. Bekommt man ein familiengeführtes Unternehmen (in Form der Sparaktien) mit einem Kurs/Buchwert <0,7, dessen historische EK-Renditen im Mittel bei 11,5% lagen, kann man – wenn die Rahmenbedingungen stimmen – gut zuschlagen. Das Stillhalten wird uns mit einer Dividendenrendite von rund 5% für die Stämme versüsst. Wir gehen nicht davon aus, dass die Aktien wie in 2007 bei aktuellem Gewinnniveau ~18€ wert sein sollten – aber 5,50€ ist aus unserer Sicht auch deutlich zu wenig!

Nochmal Kabel Deutschland

Wir sind zufälligerweise über folgenden Blogbeitrag in einem Deutschen Börsenblog gestolpert. Darin wir u.a. so argumentiert:

Am heutigen Handelstag wurden zwei neue Analystenkommentare veröffentlicht, die widersprüchlicher nicht sein könnten. So stuften die Analysten bei UniCredit Research das Wertpapier der Kabel Deutschland Holding AG mit „buy“ ein und bestätigten das Kursziel von 44,00 Euro, währenddessen die WestLB der Kabel Deutschland Holding AG ein Kursziel von 32,00 Euro einräumt und den Wert auf „reduce“ setzt. Die WestLB sieht das niedrige Kursziel auf Grund der abnehmenden Abonnentenzahlen, die ein positives Kurspotenzial mangels Impulse nahezu unmöglich machen.

Die UniCredit Research sieht die Wachstumschancen ungebrochen, da sich die Entwicklung der Abonnentenzahl noch im Rahmen der Markterwartung befände. Ferner gibt UniCredit Research an, dass sich die Anleger ihre Kaufentscheidungen auf das EBITA begründen und nicht auf die derzeitigen Abonnentenzahl.

Aha, interessant, die neue Kennzahl EBITA als Kaufargument….das wäre uns jetzt neu, wir kennen eigentlich nur EV/EBITDA, KGV oder so altmodische Kennzahlen.

Weiter wird im Blog dann so argumentiert:

Fakt ist, dass sich der Aktienwert der Kabel Deutschland Holding AG seit August in einer starken Aufwärtsbewegung befindet. Nach einer kurzfristigen Korrektur konnte sich ein neues Hoch festsetzen. Kommt es nun zu einem weiteren Rücksetzer, dürfte sich eine erneute Kaufwelle bei 37,20 Euro durchsetzen, welche das Potenzial bis 48,00 Euro ausschöpfen könnte.

Also in eigenen Worten: Der Wert ist gestiegen, deshalb wird er auch weiter steigen. Das nennt man wohl auch “Momentumstrategie”. Wir wollen jetzt diesen Beitrag nicht werten, aber das zeigt schon deutlich wie sich unserer Ansatz von einigen anderen Ansätzen unterscheidet. Wirklich fundamentale Gründe für das Kabel Deutschland Kursniveau scheint es aber keine zu geben.

Draeger – Follow Up & Kapitalstrukturarbitrage Möglichkeit

Im Draeger post von gestern hat sich wie von tt richtig angemerkt eine Schlamperei eingeschlichen.

Korrekt ist es natürlich nur, wenn man mit dem “diluted” Jahresergebniss von 3,11 EUR rechnet. Ein Multiple von 15 wäre dann ein “fairer” Kurs von ungef. 45 EUR bei der Aktie und ca. 180-225 EUR beim Genußschein.

Allerdings sollte man auch anmerken, dass der 15er Multiplikator deutlich über dem aktuellen 11 KGV liegt. Nimmt man an, dass das aktuelle 11er KGV auf den dilutierten Wert angewendet werden würde, dann wären wir wieder bei ca. 33 EUR für die Aktie oder 130-150 EUR für den Genußschein.

Es bleibt das Fazit: Die Aktie scheint überbewertet zu sein, im Genußschein könnte noch Potential stecken.

Wie kann man aber diese Situation ausnutzen, ausser den Genußschein zu kaufen ?

Ein logischer Weg wäre, den Genußschein Long zu gehn (das unterbewertete Asset) und die Vorzüge Short. Das wäre dann eine Wette auf die relative Entwicklung der beiden Instrumente zueinander. Mehr dazu im nächsten Post.

Kabel Deutschland – Aktuelle Zahlen

Kabel Deutschland meldete heute Zahlen. Die Originalmeldung beginnt mit folgendem Absatz:

Kabel Deutschland mit einem Zuwachs beim EBITDA von +12.6% auf Euro 185 Millionen im dritten Quartal auf gutem Weg zur Erreichung der Jahresziele

Also Top Zahlen, oder ?

Die Wirtschaftspresse macht daraus “ein solides 3 Quartal

Wachsende Kundenzahlen, was will man mehr ?

Liest man ein bischen weiter, versteckt sich folgender Absatz:

The Company posted a net loss of €43.9 million for the nine months ended December 31, 2010 (€22.3 million net loss in the same period last fiscal year), negatively affected by the €47 million one-time fees and costs related to the refinancing of the Company’s 2014 Senior Notes.

Aha, also steigender Umsatz, steigende Kundenzahlen und steigender Verlust ? Natürlich ist das ein Einmaleffekt…

In der Pressemitteilung wird ferner davon gesprochen, dass man erfolgreich die Schulden abgebaut hätte. Schaut man aber mal in den 9 Monatsbericht, sieht man dass die Finanzschulden zwar in den letzetn 6 Monaten insgesamt um ca. 160 Mio zuürckgegangen sind, der Cashbestand dafür aber gelich um 210 Mio.

In der Cashflowrechnung sieht man auch deutlich, dass jeder eingenommen Euro in die Schuldentilgung gesteckt werden muss. Interssanterweise reagiert der Markt relativ schwach auf die Nachricht:

Ob das am schwachen Gesamtmarkt liegt ? Das wird sich zeigen, wir fühlen uns trotz Buchverlusten nicht wirklich unwohl mit der Shortposition.

Draeger Genüsse – ein paar Gedanken zur Bewertung

Der Dräger Genußschein Kurs hat die letzten Tage ja stark angezogen und die Vorzugsaktien deutlich ausperformt:

Draeger

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, was ist eigentlich ein „Fairer“ Kurs für die Genussscheine ? In diversen Diskussionsboards, z.b. in W:O wird oft behauptet, dass der faire Kurs logischerweise (da ja 10x Vz Dividendenanspruch)10x desVorzugskurs betragen muss, das wäre dann grob ein Kursziel von 600 EUR.

Bei dieser Argumentation darf man allerdings eines nicht vergessen: Die Bewertung der Aktien und Genussscheine zusammen muss immer noch Sinn machen im Verhältnis zum erzielten Gewinn.

Was meinen wir damit ? Fangen wir mal ganz einfach mit den Aktien an. Draeger hat derzeit 10,16 Mio Stämme (Kurs 50,61 EUR) und 6,35 Mio Vz. (Kurs ca 60,38 EUR) ausstehen

Das macht in Summe eine Marktkapitalisierung von 938 Mio EUR. Aus Sicht der teureren Vorzüge ergibt das dann an Kennzahlen:

KBV 1,7
KGV 11
EV/EBITDA 5,3

Alles in allem recht moderate Zahlen. Dabei muss man allerdings beachten, dass die Genussscheine in die G&V nur mit dem tatsächlich gezahlten Coupon eingehen und als „Divisor“ nur die Vorzugs und Stammaktien.

Genussscheine sind folgende ausstehend:

GS Serie A 315,600
GS Serie K 105,205
GS Serie D 992,620

in Summe ca. 1.41 Mio Stück.

Jetzt könnte man mal folgendes Gedankenspiel machen: Wie sähe es denn aus, wenn wir„fully diluted“ EPS rechnen würden, also so tun als wären die Genussscheine wirklich jeweils 10 Vorzugsaktien ?

Dazu muss man Folgendes machen:

– Genussscheinausschüttung wieder zum Gewinn hinzuzählen (im laufenden Jahr wurde laut Draeger Quartalsbericht 4 EUR pro Genussschein berücksichtigt)
– Aktienanzahl um 10*Genußscheine erhöhen (plus 11,4 Mio Aktien)
– Kennzeichen mit neuer Aktienanzahl errechnen

Basierend auf den Q3 2010 Zahlen rechnen wir dann mal hoch:

Nachsteuerergebnis 70 Mio. EUR für 9 Monate
+ 1,41 Mio Genußrechte * 4 EUR * 0,7 (Steuereffekt) = 3,95 Mio EUR

macht im Ergebnis 73,95 Mio EUR Gewinn vor Genussscheinen in den ersten 9 Monaten.

Dann teilen wir das durch folgende Aktienanzahl:

10,16 Mio Stämme
6,35 Mio „echte“ Vorzüge
11,41 Mio „virtuelle“ Vorzüge

macht insgesamt 30,6 Mio Aktien oder im Umkehrschluss 2,41 EUR Gewinn pro Aktie vs. den 4,27 EUR pro Vz Aktie im Quartalsbericht oder eine Dilution von gut -43%.

Hochgerechnet auf das Jahresergebnis bedeutet das Folgendes: Die von den Analysten geschätzten 5,50 EUR sind „fully diluted“ eigentlich nur 3,11 EUR pro Aktie, die Vorzüge notieren damit auf einem recht sportlichen Niveau von KGV 20 für 2010.

Berücksichtigt man die Bewertungen von Firmen wie Medtronic (KGV 13) und die doch etwas durchwachsene Historie von Dräger dürfte das sicher das obere Ende der Bewertungsfahnenstange sein. Persönlich würden wir einer Dräger aber eher ein Bewertungsniveau von 15 zubilligen.

Das wären 15*2,41 oder 36 EUR pro „fully diluted“ Aktie als Kursziel für die Vorzüge die somit deutlich überbewertet wären

Was bedeutet das jetzt im Umkehrschluss für die Genussscheine ?

Der Logik folgend könnte der faire Kurs dann natürlich 10*36 EUR oder 360 EUR sein. Jetzt muss man aber natürlich Folgendes berücksichtigen:

– Die Stämme haben im Vergleich zu den Vorzügen trotz Stimmrecht einen Abschlag von 20%, der wohl hauptsächlich Liquiditätsgetrieben ist. Die Genüsse sind zwar mittlerweile recht liquide, aber ein Abschlag von 25% wäre wohl mindestens anzuwenden. Wären aber immer noch freundliche 270 EUR Kursziel

– Jetzt darf man aber auch nicht vergessen, dass noch nicht entschieden ist, wie gut der Verwässerungsschutz für die Genussscheine ist. Die Hauptversammlung wird wohl erst eine relativ niedrige Abfindung beschließen, das Endergebnis ist offen

– Historisch haben die Genussscheine maximal (kurzzeitig) zum 6 fachen des Vorzugspreises (Ende 1999) notiert. Nimmt man an, dass dies die schlechtere Lqiuidität und das Verwässerungsproblem wiedergibt, wären wir hier bei einem „Fairen“ Kurs von 6*36 oder 216 EUR. Ein 5er Multiplikator wäre 180 EUR

– Da wir die Vorzüge für überbewertet halten, wäre es wohl eher unwahrscheinlich, dass bei einem fallenden Kurs der Vorzüge die GS noch weiter stark steigen würden. Realistisch dürfte dann sich der Kurs maximal beim 4-5 fachen „fairen“ Vz Wert einfinden, also zwischn 145-180 EUR.

Man kann sich natürlich auch noch mal überlegenwas passiert, wenn Dräger auf das durchschnittliche Profitniveau früherer Jahre zurückfällt. Dort war die Nettomarge im Schnitt nur 1% (1999-2009) bzw. 1,93% 2004-2009.

Das wären dann hochgerechnet:

Bei 2 Mrd. Umsatz 1,9% Gewinnmarge = 38 Mio Gewinn oder 1.24 „Fully diluted“ EPS oder einem Fair Value (KGV 15) von 18,60 EUR pro Aktie . Dann wären wir beim Genussschein in einer Range von 45 EUR (historisch) bis maximal 111 EUR (bei einer 6 fachen Bewertung)

Kommen wir nun zum Fazit nach diesen langen Ausführungen, was ist der Genussschein denn nun wirklich wert ?

Die (vorläufige) Antwort lautet:

a) Die Vorzugsaktie scheint deutlich überbewertet zu sein, würde man wirklich „fully diluted“ mit der entsprechenden Anzahl an “virtuellen” Vorzugsaktien rechnen

b) glaubt man daran, dass Draeger diesen plötzlichen Profitabilitätssprung halten kann, dann wären wahrscheinlich Kurse bis 145-180 durchaus als „fair“ anzusehen, es bestünde also noch gewisses Kurspotential.

c) fällt Dräger zurück in „alte Zeiten“ wäre der Genussschein deutlich überbewertet und Kurse um die 100 EUR realistischer

Was wir lesen – Rückspiegel KW7

Wie in anderen Blogs üblich wollen wir hier eine Linkliste erstellen und einige lesenswerte Beiträge oder Artikel die wir gelesen haben:

Die alten Buffett-Partnership Letters 1959-1969

Whitney Tilson Partnership Letter – Januar 2011

Kurzübersicht Netflix – Tilson covert seinen Netflix Short

Pabrai Investment Funds – Annual Meeting Mitschrift

Zwei gute Paper zu mechanischen Anlagestrategien

Mechanische Anlage nach Kurs/Free-Cashflow < 15 im DOW (Danke Raynar)

SIA-Letter Dezember 2010 zu Medtronic

Übersicht zu Citron-Research Shorts

Newsletter des Graham&Dodd Lehrstuhls (Interessante Aspekte zum HighFrequenzy Trading)

Ein paar interessante Links von James Montier

Ein paar interessante Links von Micheal Mauboussin

Kommentar: Tonellerie

Welju_Grouv hat einen schönen Kommentar gepostet. Daher wollten wir mit ein, zwei Gedanken dazu antworten:

Welju_Grouv schreibt:
Februar 18, 2011 um 3:09 pm (Bearbeiten)

Nach EV/FCF scheint TFF alles andere als teuer zu sein und die Margen sind durchaus erstaunlich, während ROE und ROA hingegen seit vier Jahren erodieren. Die Hauptrisiken liegen vermutlich in der Branche: Ein Markt, der jenseits konjunktureller Zyklen wohl bestenfalls stagniert. Die Verwendung von Holzspänen in der Weinproduktion ist in der EU seit Ende 2006 erlaubt und bei Eichenspänen für Nylonsäckchen dürften die Margen eher gering ausfallen. In einen Commodity wie Stickstoff würde ja auch keiner investieren, nur weil dieser neben Sauerstoff neuerdings während der Gärung zugesetzt wird (bringt angeblich mehr Geschmack und zusätzliche Antioxidantien).

Vor einem mittel- bis langfristigem Invest würde ich abwarten, bis deutlich mehr Dividende fließ und/oder der Wechsel von Fass zu „Span“ weitestgehend abgeschlossen ist. Oder ist dies bereits der Fall??
Die Geschäfte einer Pernod Ricard laufen derzeit besser, was freilich keinerlei Empfehlung sein sondern lediglich als Vergleich dienen sollte.

Die Cashflowrechnung bei der Tonnellerie ist leider vollständig auf französisch. Daher ist es auch nicht ganz so einfach zu sehen wohin das Geld – was ja nicht ausgeschüttet wird – fließt.

Der operative Cashflow betrug in 2009/2010 17,41 Mio. Soweit wir erkennen können floss das Geld nur in geringem Maße in die Reinvestition (2,3). Maßgeblich für den Kapitalfluss waren andere Größen: Es wurde bspw. in 2009 massiv die Vorräte aufgestockt (13 Mio von 17,44 Mio. Brutto-Cashflow) oder ein Betrieb in Schottland (Trésorerie nette affectée aux acquisitions de filiales=9,5 Mio Euro) gekauft.

Der “durchschnittliche” Capex der für die Aufrechterhaltung des Geschäfts notwendig war – würden wir zwischen 2 und 4 Mio Euro per Anno ansetzen. Bei einem operating Cashflow von im Schnitt 10-15 Mio ein FCF von grob 10 Mio € p.a.

Die zentrale Frage ist natürlich wie dieses Geld angelegt wird. Uns ist es eigentlich am liebsten, wenn das Geld nicht als Dividende ausgeschüttet wird – sondern zu hoher Kapitalrendite wiederangelegt wird. Und da liegt – wie Welju_Grouv schreibt schon der Hase im Pfeffer begraben – weil der ROA und damit auch der ROE (ähnlicher Gewinn bei gleichem EK) seit ein paar Jahren stagniert. Unser Gedanke ist, dass gerade in diesem Nischenmarkt – der ja jetzt wirklich kein “Wachstumsmarkt” ist die Margen dennoch langfristig hoch bleiben sollten. Insbesondere gerade deshalb, weil ja kein Wettbewerber mehr dazukommt, bzw. die größeren Überlebenden peu a peu die kleineren Wettbewerber aufkaufen. Solange Tonnellerie also den Cashflow “sinnvoll” (und das hoffen wir durch die langfristige Ausrichtung der Eignerfamilie zu erreichen) einsetzt und selektiv kleinere Wettbewerber zu vernünftigen Preisen zu kaufen ist eine Dividende nicht zwingend nötig. Ein weiterer Aspekt ist die Stetigkeit der Margen. Wir hoffen, dass die Tonnellerie die Preise auf langfristig zumindest mit der Inflation anheben kann und daher die Margen stetig halten kann.

Den “Wechsel” von Faß zu Span würden wir dabei überhaupt nicht wollen – und auch nicht sehen. Denn letztlich sind die Späne nur eine Erweiterung des traditionellen Geschäftsbetriebs und sollen zusätzliche Umsätze generieren. Das die Späne irgendwann mal “Hauptgeschäft” werden ist bisher nicht absehbar.

Ein Vergleich mit Pernod Ricard ist zudem schwierig. Die Tonnellerie ist ja eher sowas wie ein “Industrie-Zulieferer” für die Branchengrößen wie Pernod Ricard oder Brown Foreman. Da die Reifung von Wein – insebesondere aber Whiskey ja einige Jahre oder Jahrzehnte dauert ist es schwierig da einen direkten Zusammenhang zwischen aktuellem Verbrauch und zukünftigem Output herzustellen. (Anektdote am Rande: Ein sehr großer Teil von Brown Foreman ist beispielsweise der bilanzierte Whiskey 😉 )

Portfolio zum 18.02.2011

Autsch!

Irgendwie hat man das Gefühl in 2007 zu stecken.
Die Rohstoffe rennen und rennen. Die Nebenwerteindizes MDAX und SDAX lassen deutlich nach. Große Indizes wie DAX und STOXX50 laufen – allerdings getrieben durch Finanztitel und die “GIPSIS”

Depot: 3,67%
DAX: 7,41% (Under: -3,48%)
MDAX: 4,09% (Under: -0,40%)
EUROSTOXX: 9,55% (Under: -5,36%)

Magyar Telekom – Update

Vielen Dank schon mal für die vielen Kommentare. Das liefert gleich wieder neue Anregungen.

Wir versuchen mal der Reihe nach die einzelnen Punkte ansprechen:

Währung HUF gg. EUR

Um das Währungsrisiko zu reflektieren haben wir (als fixe Komponente des WACC) mit entsprechenden HUF Zinsen abgezinst. Grundsätzlich gilt ja “a priori” die Zins-Währungsparität. D.h. in unserem fall haben wir z.B. die nächstjährige Dividende implizit mit 7% HUF Zins abgezinst, während in EUR der 12 Monatszins ungefähr bei 1,6% p.a. liegt. Damit haben wir für das erste Jahr schon eine Abwertung des HUFs um 5,4% berücksichtigt. Das kummuliert sich von Jahr zu Jahr. Wenn man das weiterrechnet hat man dann indirekt z.B. eine Abwertung von -18% in 5 Jahren und bei 10 Jahren einen impliziten HUF Verlust gg. EUR von -28%. Wer darüber hinaus noch eine negativere Meinung hat, sollte das entsprechend berücksichtigen.

Steuern
Wir haben im einfachen Modell 2 Szenarien angwendet, einmal 50 HUF Dividende inkl. Sondersteuern, und einmal (best case) 70 HUF mit normalen Unternehmenssteuern Der gesamte Cashflow betrug in den letzten 5 Jahren relativ konstant ca. 180-200 HUF p.a. pro Aktie. Die Sondersteuer beträgt ja “nur” 27 Mrd. HUF, das sind bei gut einer Milliarde Aktien 27 HUF pro Aktie . Die 50 HUfs Dividende sollten also auch mit Investitionen darstellbar sein.

Dann noch zu dem Punkt Steuern auf Dividenden auf Ebene des Anlegers: In unserer Anlagephilosophie haben wir ja definiert, dass wir einen Institutionellen Anleger nachahmen wollen, der davon nicht betroffen ist. Lt. Bloomberg sind deutlich über 80% der Aktien in Institutionellem Besitz. D.h. die Preisfindung dieser Aktionäre ist unabhängig von irgendwelchen “nachgeschalteten” Steuern auf der Ebene privater Investoren. Es wäre mal interessant zu sehen ob solche Besteuerungen von Kleinanlegern langfristig Auswirkungen auf die Kurse haben, aber wir halten es dennoch gerechtfertigt bei unseren Kurszielen wie ein Institutioneller Anleger zu rechnen.

“Wachstum oder Schrumpfung”

Wir haben in unserem Modell als maximales Wachstum ein Wachstum in Höhe der Inflation (4% p.a.) vorgesehen, im schlechtesten Fall nominal konstante Dividenden und damit ein reales Schrumpfen von ca. 4% p.a. Klar ist, das im gegenwärtigen Geschäftsmodell das Wachstumspotential eher beschränkt ist. Allerdings muss man natürlich auch überlegen ob man das Management wirklich so schlecht einschätzt dass ihm nichts Neues einfällt. Zumindest hat das Managment schon mal angekündigt, z.B. in Healthcare zu expandieren. Wir würden das aber auf keinen Fall explizit in die Bewertung einfliessen lassen, so wie das Sell Side Analysten gerne tun.

Fairerweise muss man sagen, dass die Topline in 2010 um 6% zurückgegangen ist, andererseits konnte man anscheinend bei den Kosten auch gegensteuern um den Gewinn vor Sondersteuern konstant zu halten.

Fazit:
Es ist korrekt, dass die Aussichten für Ungarn im allgemeinen und Magyar Telekom momentan nicht besonders gut aussehen. Andererseits haben wir bei unserem Fair Value ohne jedes Wachstum und mit einer recht starken impliziten HUF Abwertung doch sehr konservativ gearbeitet. Von daher bleiben wir erstmal beim anvisierten Fair Value als Kursziel.

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