Category Archives: Investment-Gurus

Europäische Net nets – Fortsetzung EL.EN SpA

Wir hatten ja im letzten Posting eine Liste von Net Nets vorgestellt.

Heute wollen wir uns mal näher dem auf den ersten Blick günstigsten Wert beschäftigen, der EL.EN SPA.

Gemäß eigener Aussage auf der Webseite ist man der “Italian leader in the design and production of high-tech laser sources and systems for medical, industrial, aesthetic, scientific and cultural heritage conservation applications.

Der 2010er GB ist noch nicht online, von daher werden wir uns erstmal den Q3 Report zu Gemüte führen. Freundlicherweise publiziert die Gesellschaft auch auf Englisch.

Zuvor aber noch ein paar allgemeine Infos:

Market Cap ca. 68 Mio EUR (4,824 Mio Aktien zu 14,30 EUR)
Umsatz so ca. 190 Mio im Jahr 2010
Buchwert 2009 ca. 33,80 EUR pro Aktie, bereinigt um Minderheiten aber nur 19 EUR

Die historische Gewinnreihe ist recht volatil, aber immerhin bis auf ein Jahr (2009) seit IPO in 2000 immer positiv:

Date TRAIL_12M_EPS
   
29.12.00 0.65
31.12.01 0.50
31.12.02 0.46
31.12.03 0.12
31.12.04 1.01
30.12.05 5.30
29.12.06 0.26
31.12.07 3.69
31.12.08 1.76
31.12.09 -1.11

Der Q3 Bericht ist etwas gewöhnungbedürftig aufbereitet, eine “richtige” Bilanz gibt es z.B. nicht. Dafür gibt es zweimal die Berechnung der “Net Financial Position”:

Einmal auf Seite 8 mit einem sehr schönen Ergebnis der Nettoliquidität von ca. 70 Mio EUR oder 14,52 EUR pro Aktie und damit über dem Börsenkurs. Dann gibt es nochmal eine Aufstellung auf Seite 10 wo dann nur noch gut 4 Mio. oder 83 Cent pro Aktie Nettoliquidität übrigbleiben.

Der Unterschied wird damit erklärt, dass einmal die Tochter “Cynosure” mitkonsolidiert wurde und einmal nicht. Interessant wird es aber, wenn man mal in die Anteilsliste auf Seite 23 schaut, da steht dass EL.EN an Cynosure nur 23% hält.

D.h. also ca. 13,70 EUR der konsolidierten Nettoliquidität werden von einer 23% Tochter gehalten. Cynosure selber ist interessanterweise selber an der Nasdaq gelistet (CYNO US) und ist derzeit ca. 185 mn USD schwer, d.h. der 23% Anteil von EL.EN hat einen Marktwert von 40 Mio EUR oder 8.33 EUR pro El.EN Aktie.

Des Rätsels Lösung (warum konsolidiert EL.EN Cynosure) findet man z.B. hier:

EL.EN hat zwar nur 23% des Kapitals, kontrolliert aber “de facto” das Board von Cynosure.

Ökonomisch würden wir aber dennoch in solchen Fällen nicht “durchrechnen” sondern den Wert ex Cynosure + Wert der Beteiligung ansetzen. Dann kommt man aber auf einen Wert der deutlich niedriger als der Börsenkurs liegt (0,82 Cash + 8,33 EUR Wert Cynosure). Eventuell könnte eine “Sum of Parts” Betrachtung noch interessant sein, aber das ist hier nicht gegenstand unser Betrachtung

Fazit: EL.EN ist kein ehter Net-Net, sondern verdankt nur einem Accounting Gimmick die hohen Net-Working Capital Bestände. Bereinigt um diese “Pseudo Konsoldierung” ist die Gesellschaft weit davon entfernt ein Net-Net zu sein.

Book review: The little book of Behavioural Investing – James Montier

James Montier, Asset Allocation Stratege bei GMO ist als Autor ja kein Unbekannter. So hat er ja z.B. vor ein paar Wochen die sehr lesenswerten “7 Gesetze des Investierens” veröffentlicht und hat auch sporadisch ein Blog zum Thema “Bahvioural Investing” gepflegt. Daneben hat er auch schon 2 ausführlichere Bücher über Behavioural Finance geschrieben.

Im vorliegenden “Little book”

befasst er sich mit den “gefährlichsten” Verhaltensmustern die den Anlageerfolg gefährden können und versucht dies insbesondere mit Ergebnissen aus Labortests und Zitaten erfolgreicher Investment Gurus zu belegen.

U.a. nennt er folgende gefährliche Verhaltensweisen für Investoren:

– Über-Optimismus bzw. zu hohes Selbstvertrauen
– sich auf Zukunftsvorhersagen verlassen
– Information Overload bzw. fehlender Fokus auf das Wesentliche
– zuviel Fokus auf Mr. Markets tägliches auf und ab
– an Aktien Stories glauben
– “Überaktivität”, nichts tun ist manchmal besser

Seine Empfehlung lautet, dass man die meisten dieser Probleme mit einem klar definierten Prozess der Entscheidungsfindung lösen kann, dafür helfen Checklisten und ähnliche Hilfsmittel.

Fazit: Alles in allem ein sehr praxisorientiertes und kurzweiliges Buch, sowohl für den Privatinvestor wie auch den Profi.

Investmentfonds: Eine Fundgrube an schönen Unternehmen

Wie in einigen Artikeln zu Investmentfonds schon vorgestellt gibt es einige Investmentfonds mit interessanten Anlagestrategien.

In dieser Übersicht sortiert nach Fondsanteil möchten wir Euch zeigen, dass es erstens einige sehr erfolgreiche Fonds gibt, mit denen wir einige “Holdings” in Übereinstimmung (fett rot) haben. Auf der anderen Seite bieten aber gerade diese Fonds auch eine unerschöpfliche Fundgrube an Unternehmen die ebenfalls interessant sein könnten (fett schwarz).

Um es mit Monish Pabrai’s (übertragenen) Worten zu sagen: “Warum sollte man einen genialen Investor nicht kopieren, wenn man dann auch überdurchschnittliche Ergebnisse erzielen kann”
Interessante Unternehmen aus den in den Fonds enthaltenen Werten sind aus unserer Sicht:

Berkshire Hathaway
Markel
Opap
Finmeccanica
Fuchs Petrolub
R. Stahl
Mayr Melnhof
Nokia
Bechtle
Cisco
Tesco
Italcementi
Precision Castparts
Expeditors of Washington
Google
Verisk
Haulotte
P&I Informatik
Heineken
Münchner Rück

Es ist aber zu sehen: Bei den größeren Fonds sind praktisch nur noch Big-Caps vorhanden. Ein sehr gutes Beispiel ist die Tonnellerie bei Bestinver. Zwischenzeitlich hatte Bestinver einen Anteil von über 5% an der Tonnellerie. Dies entspricht dies etwa einem Wert von 7-8 Mio Euro. Für einen Fonds mit einem Volumen von 1300 Mio Euro eine eigentlich unbedeutende Position!

Book Review: Sequoia Fund Letters

Hier handelt es sich nicht um ein Buch im klassischen Sinne, dennoch ist ein Review zu den jährlichen Transskripten des Sequoia Funds dennoch hilfreich. Den Sequoia-Fonds hatten wir in der Vergangenheit schon einmal vorgestellt.

Die Shareholder Reports sind vom Aufbau her ziemlich gleich gehalten. Die Investmentgesellschaft des Sequoia Fonds hält einen “Ruane, Cunniff & Goldfarb Investor Day” ab, bei dem alle Fondsbesitzer aber auch Besitzer von Vermögensverwaltungsdepots etc. kommen können. Zu diesem Tag wird ein Transskript ins Netz gestellt. Klassischerweise werden hauptsächlich Fragen zu den einzelnen Portfoliopositionen gestellt und ausführlich beantwortet.

Da der Fonds eine sehr geringe Umschlagshäufigkeit hat werden über die Jahre hinweg oftmals die gleichen Aktien besprochen (bspw. Berkshire, Walmart, Wallgreen, Fastenal). Besonders schön zu sehen ist aber auf welche Art und Weise Sequoia an die Analyse herangeht und was aus Ihrer Sicht des “Pudels Kern” ist.

Dabei geht Sequoia im klassischen Value-Stil vor. Makroanalysen stehen völlig im Hintergrund und das Portfolio wird einzig auf Basis der einzelnen Unternehmen zusammengestellt. Das bei dieser Art der Portfoliokonstruktion auch Fehler passieren, bzw. Trends “verschlafen” werden ist den Managern bewusst und wird in Kauf genommen. So weisen sie oftmals darauf hin, beim Ölpreis eine völlig falsche Sichtweise gehabt zu haben.

Die Firmen im Fonds zeichnen sich nicht durch klassische Value-Kennzahlen aus. Sequioa betont sehr stark den Moat des Unternehmens und seine zukünftige Wettbewerbsfähigkeit, bzw. die Fähigkeit des Unternehmens Cashflow zu generieren. Aus dieser Sicht sind die Sequioa Fund Letters als Erweiterung des an früherer Stelle vorgestellten Buchs von Pat Dorsey zu sehen.

Ben’s Zigarrenstummel – Neue Net-Nets mit mehr “Liebe”

Nachdem ja der erste Artikel zu den Net Nets ála Graham durchaus zurecht als etwas “lieblos” bezeichnet wurde, starten wir einfach einen neuen Versuch.

Diesesmal fragen wir folgende Kriterien ab:
1. Market Cap >= 10 Mio EUR
2. Working Capital (ohne Adjustierungen) MINUS Gesamte Verbindlichkeiten > Market Cap
3. Keine Immobilien-, Finanz oder ähnliche undurchsichtige Gesellschaften
4. Es wurde in 2010 ein Gewinn erzielt
5. Es wird zumindest etwas Material an einer Börse gehandelt

Das schränkt die Auswahl an Westeuropäischen Werten schon deutlich ein, übrig bleiben folgende Werte (Zahlen in Mio. EUR):

Name Net WC Market Cap Delta Delta in%
EL.EN. SPA 133.3 69.7 63.6 91.2%
VIANINI INDUSTRI 63.4 42.4 20.9 49.3%
INTRACOM S.A TEC 28.5 19.4 9.1 46.6%
HARVARD INTERNAT 18.1 13.3 4.8 36.5%
KLEEMANN HELLAS 42.7 31.5 11.2 35.7%
NORTHAMBER PLC 23.1 17.7 5.4 30.5%
BORGOSESIA 95.9 85.8 10.1 11.7%
CDC POINT SPA 21.8 20.1 1.7 8.6%

Im Schnelldurchlauf noch ein erster Blick auf die Unternehmen:

1. EL.EN aus Italien stellen v.a. medizinische Laser her. Auf den ersten Blick durchaus interessant
2. Vianini ist Teil des Italienischen Caltagirone Geflechts, zu dem u.a. auch Cementir gehört.
3. Intracom ist ein griechischer Telekomausrüster. Wird sporadisch auch in Deutschland gehandelt
4. Harvard Int. aus UK vertreibt anscheinend diverse elektronische Geräte
5. Kleemann ist ein Griechischer Hersteller von Gabelstaplern etc., allerdings kein Deutsche Listing
6. Northamber aus UK scheint eine Art Elektronikhändler zu sein
7. Borgosesia stellt Textilmaschinen her
8. CDC scheint so eine Art Hyrican zu sein, also stellt PCs und Notebooks her.

Immerhin alles Unternehmen, die einen zweiten Blick verdient haben. Zum Abschluss dieses Teils noch ein kurzer Blick auf die Performance 2011:

Perf. 2011 YTD
EL.EN. SPA 14.0%
VIANINI INDUSTRI 10.1%
INTRACOM S.A TEC 27.3%
HARVARD INTERNAT -10.8%
KLEEMANN HELLAS 14.7%
NORTHAMBER PLC 9.5%
BORGOSESIA -3.5%
CDC POINT SPA -0.8%
avg 7.5%

Im Durchschnitt haben unsere “Net-Nets” also 7,5% in 2011 gemacht, ein durchaus ordentlicher Wert, immerhin z.B. fas 3,5% besser als der Stoxx Small Cap Index oder fast 6% mehr als der MSCI Europe Small Cap Index.

Book Review: Value Investing – From Graham to Buffet and beyond

Schon mal vorab: Das einzig Negative an dem Buch ist die Tatsache, dass ich es nicht schon früher gelesen habe.

Titel

Herausgegeben von Bruce Greenwald, Professor an der Columbia University und eine DER Autoritäten auf dem Gebiet Value Investing.

Das Buch ist ein zwei große Bereiche eingeteilt.

Es geht los mit knapp 150 Seiten Bewertungsmethoden. Der Aufbau ist klar und logisch, aber auch relativ kompakt, d.h. man darf es nicht nur überfliegen.

Es werden 3 grundlegende “Value” Bewertungsmethoden vorgestellt:

1. Die reine Assetbewertung, insbesondere der Ansatz des sog. Replacement Values. Das sind grob gesagt die Kosten die ein anderes Unternehmen aufwenden müsste, um den gleichen Output zu erbringen wie das analysierte. Interessant daran war für mich v.a. dass man hier z.B. auch vergangene Werbungsausgaben oder F&E Kosten mit einbeziehen sollte. Auch ein guter ansatzpunkt um die Werthaltigkeit von Goodwill besser analysieren zu können.

2. Der sog. “Earnings Power Value”. Das ist der diskontierte Wert des ohne weiteres Wachstum erreichbaren Free Cashflows einer Firma. Grundannahme ist hier, dass eine “normale” Firma keinen besonderen Wert durch Wachstum generiert und deshalb der Status quo die Basis der Bewertung sein sollte. Dieser Ansatz unterscheidet sich von 1. dadurch, dass man hier nicht den Wert der Assets an sich anschaut, sondern sich auf die daraus generierbaren Cashflows konzerntriert, allerdings ohne dass man irgendein Wachstum unterstellt. Ein hoher “tangible” Buchwert ist also nicht der BEwertungsmaßstab sondern eher so eine Art Worst Case Szenario.

3. Als letzter Ansatz wird noch die Wachstumsbewertung vorgestellt. Wachstum wird nur dann ein expliziter Wert zugewiesen, wenn das Unternehmen dauerhafte Wettbewerbsvorteile hat (“Franchise”), ansonsten genreiert Wachstum (z.B. nur duch Akquisitionen) nach Meinung der Autoren keinen Wert.

Bei allen 3 Wertansätzen erfolgt natürlich nur eine Investitionen, wenn der ermittelte Wert deutlich höher ist als der aktuelle Börsenwert.

Greenwald gelingt es m.E. sehr gut, quasi die “Evolution” des Value Investings darzustellen. Auch die Beispiel anhand echter Beispiele sind sehr anschaulich aber auch sehr detailiert.

Im 2ten Teil des Buches werden dann einige sehr bekannte (Buffet, Klarmann, Gabelli) wie auch etwas unbekanntere Value Investoren (Schloss, Paul Sonkin, Glen Greenberg) vorgestellt, die alle mit etwas unterschiedlichen Ansätzen sehr erfolgreich sind.

Während Sonkin und Schloss mit dem klassischen Asset Ansatz sehr erfolgreich arbeiten, sind Buffet und Gabelli ja bekanntermassen eher Vertreter des “Franchise” Ansatzes.

Fazit: Ein tolles Buch für Interessierte Value Investoren oder die die es werden möchten. Für Anfänger ist es eher nicht so gut geeignet, da viele Bilanz oder Anlage Begriffe nicht wirklich erklärt werden

Deep Value – Zigarrenstummel in Europa Teil 1

Obwohl es eigentlich nicht unsere Kernstrategie ist, wollen wir auch eineige Artikel den klassischen “Zigarrenstummeln” nach Benjamin Graham widmen. In seiner Zeit, insbes. nach dem großen Crash der 30iger Jahre gab es ja einige Unternehmen, die sehr sehr günstig notierten. Grahams Ansatz war, Unternehemen zu finden, deren Kurs unter dem Nettoumlaufvermöegn (inkl. aller Schulden) lagen und im Idealfall trotzdem profitabel waren. So sind in der “Bibel” zahlreiche Beispiele von Unternehmen, die pro Aktie erheblich mehr Vermögen in Wertpapieren und Kassenbeständen aufwiesen als die Aktien an der Börse kosteten.

Die genaue Formel für das Net Working Capital lautete (siehe Quelle):

Marktkapitalsierung / (Cash + kurzfristige Investments + (0.75* Forderungen)+ (0.5*Vorräte) – Alle Verbindlichkeiten) <=2/3

In Worten: die Marktkapitalisierung sollte max. 2/3 des adjustierten Netto Working Capital betragen.

Im Gegensatz zu Graham hat man es heute natürlich deutlich leichter was die Informationsbeschaffung angeht, insbes. wenn man Zugriff auf ein Bloomberg Terminal hat. Über die EQS Funktion kann man sich da schöne Abfragen stricken. Nachdem es eine ganze Reihe von US Webseiten gibt, die sich mit US “Net-Nets” beschäftigen, versuchen wir uns mal (nur zum Spass) an möglichen europäischen Net-Nets.

Als Kriterien in Bloomberg geben für den wir ganz einfach ein:
– Westeuropäische Aktien
– Current Assets > gesamte Verbindlichkeiten

Ausgeben lassen wir uns Marktkapitalisierung, die Current Assets gesamt, die gesamten Verbindlichkeiten sowie einzeln für die Formel noch die Vorräte und die Accounts receivable. Dann rechnen wir in einem einfachen Spreadsheet die Graham Formel (Annahme: Alles was nicht Forderungen und Vorräte sind, ist Cash) und ermitteln den Quotienten Net-Working Capital zu Marktkapitalisierung.

Lange Vorrede, gleich zum Ergebnis:

Die klassische Graham Formel liefert für gesamt Westeuropa genau 32 Werte, von denen praktisch keiner investierbar ist:

Short Name M-cap Current A Tot. Lib Inv. A&R Net WC Gra Ratio
HIDONG ESTATE 0.86 9.93 0.46 0.00 0.04 9.47 9.1%
JAPAN LEISURE HO 11.47 453.27 340.62 21.97 6.68 99.99 11.5%
AURUM MINING PLC 1.58 13.62 0.25 0.00 0.00 13.36 11.9%
AUTO DATA NETWOR 0.09 28.20 23.58 2.20 11.49 0.66 13.0%
RIDENCO HLDGS 1.15 55.25 29.90 21.78 23.59 8.56 13.5%
SAREGAMA PLC 0.05 1.39 0.64 0.21 1.13 0.37 13.6%
ASTAIRE GROUP PL 0.68 18.25 10.79 0.00 10.40 4.85 14.1%
MANAGED GAMING S 0.61 2.94 0.80 0.00 0.00 2.14 28.4%
AGI THERAPEUTICS 3.03 10.00 0.24 0.00 0.00 9.76 31.1%
MOBILEWAVE GROUP 0.85 2.88 0.29 0.00 0.00 2.59 32.9%
BALKAN REAL ESTA 8.25 34.02 9.18 0.00 0.10 24.82 33.2%
EMISSION & POWER 0.83 2.89 0.30 0.30 0.07 2.43 34.3%
AMICREST HOLDING 0.70 3.84 0.60 2.59 0.00 1.95 35.9%
RUGBY ESTATES 13.71 48.46 2.15 19.04 0.00 36.79 37.3%
ARGO GROUP LTD 10.39 28.79 1.25 0.00 1.06 27.27 38.1%
MOCHLOS 6.61 96.95 77.65 0.28 15.58 15.26 43.3%
SCIENS INTERNATI 105.89 382.74 140.86 0.00 8.20 239.83 44.2%
ST MARK HOMES II 1.40 3.00 0.02 0.00 0.02 2.97 47.2%
QUALITY AND RELI 3.28 12.08 4.27 0.19 3.35 6.88 47.7%
ZAMPA 6.52 13.86 0.17 0.55 0.33 13.34 48.9%
D1 OILS PLC 3.04 8.74 2.51 0.16 0.00 6.15 49.4%
VIRIDAS PLC 0.25 0.69 0.20 0.00 0.00 0.48 50.8%
ZENERGY POWER 9.24 22.20 3.62 1.11 2.34 17.44 53.0%
GLEDHOW INVSTMNT 0.37 0.71 0.02 0.00 0.00 0.69 53.2%
ESPANOLA ZINC 12.30 90.71 67.63 0.02 0.00 23.06 53.3%
ARGYLL CONSULTAN 0.31 0.86 0.28 0.00 0.00 0.58 54.4%
V2 VENTURES 0.04 0.10 0.02 0.00 0.00 0.08 59.1%
WORLDSEC LTD 0.80 1.54 0.24 0.00 0.00 1.30 61.7%
EKTER S.A. 6.41 19.18 7.96 0.00 4.04 10.21 62.8%
LAGAN CAPITAL PL 0.37 0.84 0.12 0.00 0.56 0.58 63.6%
NAFPAKTOS TEXTIL 4.95 12.79 3.55 2.30 1.73 7.66 64.6%
RONALDSWAY PRIVA 0.59 1.23 0.30 0.00 0.05 0.92 64.8%

Ein erster Blick zeigt schon, dass wir uns hier zum großen Teil im Micro/Nano Cap (bzw. in Insolvenzwerte) bewegen. Es ist durchaus typisch, dass es die klassischen Graham-Werte nicht mehr gibt. Es gibt viele tausend Bloomberg-Nutzer und alle können diese relativ einfache Abfrage stricken.

Edit:

Eine erweitere Abfrage wie Winter sie in seinem Kommentar vorschlägt werden wir in künftigen Beiträgen vorstellen!

Delta Lloyd NV – David Einhorn’s Top Call 2011- für uns ohne erkennbares “Value Potential”

Aufmerksam wurden wir auf Delta Lloyd, als David Einhorn letzten Sommer eine Überschreitung der 3%-Grenze meldete und Anfang des Jahres die Aktie noch als “Top Long Pick” für 2011 zum Besten gab. Einhorn ist mit seinem Buch “Fooling Some People All of the Time: A Long Short Story” und seinen messerscharfen Analysen ist David Einhorn für uns das Paradebeispiel eines brillianten Anlegers.

Delta Lloyd ist hauptsächlich in den Niederlanden und Belgien sowie in Deutschland als Lebensversicherer, Sachversicherer und Hypothekenbank tätig. Hauptaktionär war bis vor kurzem (siehe später) die Britische Aviva Gruppe.

Die Aktie hat zwar gut performt, auf Sicht von einem Jahr allerdings sogar etwas schwächer als Branchenschwergewicht Allianz:

Einhorns’s Argumente waren hauptsächlich die niedrige Bewertung und die Beteiligung des Managements beim IPO:

Due to a quirk in Dutch law, British insurer Aviva Plc (AV), which had owned 92% of DL in 2009, was limited to two board members. Aviva waged a legal war to gain operating control but lost. It then sold 40% of DL in a November 2009 IPO at €16 ($21) per share. DL management got significant stock options and bought shares with their own cash in the IPO. The Partnerships’ position in DL came at an average cost of €15.89 per share, which was 8x concensus estimated earnings and 0.8x book value.

Aktuell ist die Aktie nach den relativ guten 2010 Ergebnissen noch billiger, KBV liegt aktuell eher bei 0,6, Trailing P/E bei 5 und Dividendenrendite bei 5,7%.

Der bisherige Mehrheitsaktionär Aviva ist vor ein paar Tagen unter die 50% Marke gegangen und hat seine Anteile zu 17,25 EUR veräußert. Als einer der Gründe wird seitens Aviva u.a. die Reduzierung des Exposures zum Inevstment Portfolios von Delta Lloyd angegeben.

Dazu gab es gleich einen Tag später ein Rating Downgrade von Standard and Poors von A- auf BBB+, weil jetzt der Support der Muttergesellschaft wegfällt.

Da GuV Zahlen von gemischten Finanzdienstleistern ohnehin nur schwer zu durchschauen sind, ist es durchaus angebracht, bei einer Bewertung vom Buchwert der Gesellschaft auszugehen. Lt. Geschäftsbericht 2010 beträgt der zum Jahresende 2010 freundliche 4.955 Mio EUR oder 28.07 EUR pro Aktie.

Selbst wenn man mal alles Intangible (Goodwill, AVIF Def. Akquisition Cost) i.H. von 691 Mio abzieht, bleiben noch 24.15 EUR “Tangible Book” übrig, also noch eine Upside von 50% bis zum Buchwert. Eine vorsichtige Bewertung der vergebenen und zu Kosten gehaltenen Hypothekendarlehen i.h. von 16 Mrd. EUR mit einem Wert von 95% würde allerdings den Wert schon auf 19.60 EUR pro Aktie reduzieren.

Das Problem bei Versicherern ist aber nicht die Bewertung der Finanzanlagen sondern die der Passivseite. Versicherungskontrakte sind i.d.R. ja weder der Höhe nach bekannt, noch ist der Zeitpunkt sicher. Deshalb berechnen die Versicherer eine Art “erwarteten Schaden” in den diverse Annahmen eingehen. Bei einem Lebensversicherer ist eine der Hauptannahmen die Sterblichkeit. Eine längere durchschnittliche Lebensdauer ist zwar positiv für die Risikolebensversicherung, dafür aber schlecht für Rentenversicherungen weil dann länger gezahlt werden muss.

Auf Seite 254 des Geschäftsberichts wird nebenbei erwähnt, dass deshalb in den letzten beiden Jahren die Verbindlichkeiten mal eben um 1.2 Mrd. EUR erhöht werden mussten, weil man bislang anscheinend die Langlebigkeit unterschätzt hatte. Dieser Effekt konnte aber zum Glück durch gestiegene Erträge mehr als wett gemacht werden.

Interessanter ist aber ein anderer Aspekt: Anders als z.B. eine deutsche oder amerikanischer Versicherer diskontiert Delta Lloyd seine zukünftigen Verbindlichkeiten ab. Dazu verwendet man eine proprietäre “DLG Curve” was u.a. auf Seite 281 und Seite 354 beschrieben wird:

DLG curve The discount curve for insurance liabilities of Delta Lloyd Group, being the higher of the DNB swap curve and a yield curve derived from collateralised AAA eurozone bonds.

Jetzt wird es langsam interessant. Unter Sektion 6.3. “Subsequent Events” (Einen Bereich den man übrigens immer lesen sollte) versteckt sich diese Aussage:

Delta Lloyd Group sets the majority of its life insurance business provisions using the collateralised AAA bond curve, which is compiled from about 400 bonds that meet certain criteria. A proportion of these bonds are issued by Spanish savings banks in the form of special bonds (‘Cedulas’) but, due to a lower credit rating in March 2011, a number of those bonds no longer meets the criteria. Consequently, these bonds were removed from the collateralised AAA bond curve. The revised composition of the collateralised AAA bond curve on 1 April 2011 led to a further 50 bp reduction in the ten-year interest
rate curve. A lower curve results in higher life insurance business provisions and this has a significant negative impact on IFRS equity, as described in section 6.1.7.1. ‘Risk management’.

Das hört sich erstmal nicht so tragisch an, ein Blick auf die Risikomanagement Sektion macht das aber schon interessanter:

In der Sensitivitätsanalyse auf Seit 220 wird beschrieben, wie sich Zinsänderungen auf Aktiva und Passiva auswirken. Ein 100 bp Shift hat ungefähr eine Veränderung von +/- 2.2 Mrd. EUR für Aktiva und Passiva zur Folge. Das ist solange kein Problem, solange die Zinsänderungen Aktiva UND Passiva betreffen.

Der oben beschriebene Effekt, dass die Diskonierungsrate 50 bp niedriger liegt, betrifft aber AUSCHLIESSLICH die Passivseite. Mit den Sensitivitäten kann man sich auch relativ einfach ausrechnen, dass 50% von 2,2 Mrd. EUR ein Verlust von 1.1 Mrd. EUR vor Steuern sind oder ca. 810 Mio EUR Verlust für Delta Lloyd ausmachen, sollte Ihnen nicht noch irgendeine kreative Gegenbuchung einfallen.

Man wird auch den Eindruck nicht los, dass dies evtl. etwas mit der plötzlichen Entscheidung von Aviva zu tun hat.

Für de oben aufgeführte Buchwertberechnung gilt: Ohne Discount auf die Hypotheken wären wir dann bei einem Buchwert von 19.56 EUR pro Aktie, mit Discount bei nur noch 14,95 EUR pro Aktie und damit schon deutlich unter dem aktuellen Buchwert.

Daneben fallen noch weitere eher negative Aspekte auf:
– es existiert eine “Poison Pill” gegen eine potentielle Übernahme, auch das Vertriebsrecht mit der ABN Amro würde bei einer Übernahme automatisch enden.
– Die Segmentberichterstattung ist sehr unübersichtlich. Es existiert sowohl ein Banksegment wie auch ein Holdingsegment das mit Hypothekenaktivitäten “angereichert” ist und macht es fast unmöglich die Finazierungsstrukur zu verstehen.
– das relativ gute Ergebnis des Asset Managements beruht zum großen Teil auf Performance Prämien
– Das Equity Gearing, d.h. der Bestand an Aktien auf eigenes Risiko zu Eigenkapital ist > 1. D.h. übersetzt, dass 10% Aktienschwankungen 10% EK Schwankung bedeuten. Das mag bei einer Versicherung die von Warren Buffet gemanaged wird OK sein, bei Delta Lloyd scheint das aber riskant.
– das Neugeschäft besteht im Lebensbereich zu 50% aus Einmalprämien (soviel zum Thema “Moat”) und der Neugeschäftswert im Jahr 2010 war quasi nicht existent. Man lebt also aus der Substanz und verkauft seine Produkte zu den Selbstkosten.
– mit einem BBB+ Rating hat man als Anbieter von langfristigen Garantien und zum Finanzieren langfristiger Hypotheken ohnehin keine besonders guten Karten.

FAZIT: Alles in allem existiert unserer Ansicht nach trotz des optisch günstigen KBVs für uns keine ausreichende Margin of Safety auf einer Net Asset Basis. Earnings Power und Franchise Value dürften in dem Bereich auch nicht signifikant sein. Im Gegensatz zu David Einhorn ist deshalb Delta Lloyd für uns kein geeignetes Investment, da wir auch keine sonstige „Opportunity“ entdecken können. Wir sind gespannt wie sich das Investment entwickelt, da Einhorn einen hervorragenden langfristigen Track-Rekord hat. Vielleicht (wahrscheinlich) sieht er etwas, dass wir nicht entdecken können und hat sich daher zum Call für 2011 entschieden.

Was wir lesen – Rückspiegel KW 14

Video: Seth Klarman

Glenview Capital: Annual Letter

Fairfax: Annual Letter

AxA Immoselect: Dubioses Umtauschangebot

China Frauds: Beitrag ValueView

Frostas Aprilscherz

Procter&Gamble verkaufen Pringles

Michael Burry: Vortragsnotizen

Charlie Munger und BYD

Qualitätsprobleme beim Buffett-Wert Johnson&Johnson

Damodaran zu Banken

Damodaran zu Katastrophen und Bewertungen

Die AIG Story

Ein potentiell interessantes Buch: “Predatory Trading and Crowded Exits: New Thinking on Market Volatility

St. Joe Company und der Leucadia Flugplatz.

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