Monthly Archives: April 2011

Delta Lloyd NV – David Einhorn’s Top Call 2011- für uns ohne erkennbares “Value Potential”

Aufmerksam wurden wir auf Delta Lloyd, als David Einhorn letzten Sommer eine Überschreitung der 3%-Grenze meldete und Anfang des Jahres die Aktie noch als “Top Long Pick” für 2011 zum Besten gab. Einhorn ist mit seinem Buch “Fooling Some People All of the Time: A Long Short Story” und seinen messerscharfen Analysen ist David Einhorn für uns das Paradebeispiel eines brillianten Anlegers.

Delta Lloyd ist hauptsächlich in den Niederlanden und Belgien sowie in Deutschland als Lebensversicherer, Sachversicherer und Hypothekenbank tätig. Hauptaktionär war bis vor kurzem (siehe später) die Britische Aviva Gruppe.

Die Aktie hat zwar gut performt, auf Sicht von einem Jahr allerdings sogar etwas schwächer als Branchenschwergewicht Allianz:

Einhorns’s Argumente waren hauptsächlich die niedrige Bewertung und die Beteiligung des Managements beim IPO:

Due to a quirk in Dutch law, British insurer Aviva Plc (AV), which had owned 92% of DL in 2009, was limited to two board members. Aviva waged a legal war to gain operating control but lost. It then sold 40% of DL in a November 2009 IPO at €16 ($21) per share. DL management got significant stock options and bought shares with their own cash in the IPO. The Partnerships’ position in DL came at an average cost of €15.89 per share, which was 8x concensus estimated earnings and 0.8x book value.

Aktuell ist die Aktie nach den relativ guten 2010 Ergebnissen noch billiger, KBV liegt aktuell eher bei 0,6, Trailing P/E bei 5 und Dividendenrendite bei 5,7%.

Der bisherige Mehrheitsaktionär Aviva ist vor ein paar Tagen unter die 50% Marke gegangen und hat seine Anteile zu 17,25 EUR veräußert. Als einer der Gründe wird seitens Aviva u.a. die Reduzierung des Exposures zum Inevstment Portfolios von Delta Lloyd angegeben.

Dazu gab es gleich einen Tag später ein Rating Downgrade von Standard and Poors von A- auf BBB+, weil jetzt der Support der Muttergesellschaft wegfällt.

Da GuV Zahlen von gemischten Finanzdienstleistern ohnehin nur schwer zu durchschauen sind, ist es durchaus angebracht, bei einer Bewertung vom Buchwert der Gesellschaft auszugehen. Lt. Geschäftsbericht 2010 beträgt der zum Jahresende 2010 freundliche 4.955 Mio EUR oder 28.07 EUR pro Aktie.

Selbst wenn man mal alles Intangible (Goodwill, AVIF Def. Akquisition Cost) i.H. von 691 Mio abzieht, bleiben noch 24.15 EUR “Tangible Book” übrig, also noch eine Upside von 50% bis zum Buchwert. Eine vorsichtige Bewertung der vergebenen und zu Kosten gehaltenen Hypothekendarlehen i.h. von 16 Mrd. EUR mit einem Wert von 95% würde allerdings den Wert schon auf 19.60 EUR pro Aktie reduzieren.

Das Problem bei Versicherern ist aber nicht die Bewertung der Finanzanlagen sondern die der Passivseite. Versicherungskontrakte sind i.d.R. ja weder der Höhe nach bekannt, noch ist der Zeitpunkt sicher. Deshalb berechnen die Versicherer eine Art “erwarteten Schaden” in den diverse Annahmen eingehen. Bei einem Lebensversicherer ist eine der Hauptannahmen die Sterblichkeit. Eine längere durchschnittliche Lebensdauer ist zwar positiv für die Risikolebensversicherung, dafür aber schlecht für Rentenversicherungen weil dann länger gezahlt werden muss.

Auf Seite 254 des Geschäftsberichts wird nebenbei erwähnt, dass deshalb in den letzten beiden Jahren die Verbindlichkeiten mal eben um 1.2 Mrd. EUR erhöht werden mussten, weil man bislang anscheinend die Langlebigkeit unterschätzt hatte. Dieser Effekt konnte aber zum Glück durch gestiegene Erträge mehr als wett gemacht werden.

Interessanter ist aber ein anderer Aspekt: Anders als z.B. eine deutsche oder amerikanischer Versicherer diskontiert Delta Lloyd seine zukünftigen Verbindlichkeiten ab. Dazu verwendet man eine proprietäre “DLG Curve” was u.a. auf Seite 281 und Seite 354 beschrieben wird:

DLG curve The discount curve for insurance liabilities of Delta Lloyd Group, being the higher of the DNB swap curve and a yield curve derived from collateralised AAA eurozone bonds.

Jetzt wird es langsam interessant. Unter Sektion 6.3. “Subsequent Events” (Einen Bereich den man übrigens immer lesen sollte) versteckt sich diese Aussage:

Delta Lloyd Group sets the majority of its life insurance business provisions using the collateralised AAA bond curve, which is compiled from about 400 bonds that meet certain criteria. A proportion of these bonds are issued by Spanish savings banks in the form of special bonds (‘Cedulas’) but, due to a lower credit rating in March 2011, a number of those bonds no longer meets the criteria. Consequently, these bonds were removed from the collateralised AAA bond curve. The revised composition of the collateralised AAA bond curve on 1 April 2011 led to a further 50 bp reduction in the ten-year interest
rate curve. A lower curve results in higher life insurance business provisions and this has a significant negative impact on IFRS equity, as described in section 6.1.7.1. ‘Risk management’.

Das hört sich erstmal nicht so tragisch an, ein Blick auf die Risikomanagement Sektion macht das aber schon interessanter:

In der Sensitivitätsanalyse auf Seit 220 wird beschrieben, wie sich Zinsänderungen auf Aktiva und Passiva auswirken. Ein 100 bp Shift hat ungefähr eine Veränderung von +/- 2.2 Mrd. EUR für Aktiva und Passiva zur Folge. Das ist solange kein Problem, solange die Zinsänderungen Aktiva UND Passiva betreffen.

Der oben beschriebene Effekt, dass die Diskonierungsrate 50 bp niedriger liegt, betrifft aber AUSCHLIESSLICH die Passivseite. Mit den Sensitivitäten kann man sich auch relativ einfach ausrechnen, dass 50% von 2,2 Mrd. EUR ein Verlust von 1.1 Mrd. EUR vor Steuern sind oder ca. 810 Mio EUR Verlust für Delta Lloyd ausmachen, sollte Ihnen nicht noch irgendeine kreative Gegenbuchung einfallen.

Man wird auch den Eindruck nicht los, dass dies evtl. etwas mit der plötzlichen Entscheidung von Aviva zu tun hat.

Für de oben aufgeführte Buchwertberechnung gilt: Ohne Discount auf die Hypotheken wären wir dann bei einem Buchwert von 19.56 EUR pro Aktie, mit Discount bei nur noch 14,95 EUR pro Aktie und damit schon deutlich unter dem aktuellen Buchwert.

Daneben fallen noch weitere eher negative Aspekte auf:
– es existiert eine “Poison Pill” gegen eine potentielle Übernahme, auch das Vertriebsrecht mit der ABN Amro würde bei einer Übernahme automatisch enden.
– Die Segmentberichterstattung ist sehr unübersichtlich. Es existiert sowohl ein Banksegment wie auch ein Holdingsegment das mit Hypothekenaktivitäten “angereichert” ist und macht es fast unmöglich die Finazierungsstrukur zu verstehen.
– das relativ gute Ergebnis des Asset Managements beruht zum großen Teil auf Performance Prämien
– Das Equity Gearing, d.h. der Bestand an Aktien auf eigenes Risiko zu Eigenkapital ist > 1. D.h. übersetzt, dass 10% Aktienschwankungen 10% EK Schwankung bedeuten. Das mag bei einer Versicherung die von Warren Buffet gemanaged wird OK sein, bei Delta Lloyd scheint das aber riskant.
– das Neugeschäft besteht im Lebensbereich zu 50% aus Einmalprämien (soviel zum Thema “Moat”) und der Neugeschäftswert im Jahr 2010 war quasi nicht existent. Man lebt also aus der Substanz und verkauft seine Produkte zu den Selbstkosten.
– mit einem BBB+ Rating hat man als Anbieter von langfristigen Garantien und zum Finanzieren langfristiger Hypotheken ohnehin keine besonders guten Karten.

FAZIT: Alles in allem existiert unserer Ansicht nach trotz des optisch günstigen KBVs für uns keine ausreichende Margin of Safety auf einer Net Asset Basis. Earnings Power und Franchise Value dürften in dem Bereich auch nicht signifikant sein. Im Gegensatz zu David Einhorn ist deshalb Delta Lloyd für uns kein geeignetes Investment, da wir auch keine sonstige „Opportunity“ entdecken können. Wir sind gespannt wie sich das Investment entwickelt, da Einhorn einen hervorragenden langfristigen Track-Rekord hat. Vielleicht (wahrscheinlich) sieht er etwas, dass wir nicht entdecken können und hat sich daher zum Call für 2011 entschieden.

Investmentfonds: Publikumfonds die 1.te (Allgemeines und US-Adressen)

Ähnlich gesinnte Investoren bieten oftmals eine unerschöpfliche Fundgrube für gute Ideen und interessante Unternehmen.
Insbesondere die Fund-Reports und die Quartalsberichte bieten hier sehr gute Einblicke!
Zwar gibt es weltweit mehrere Zehntausend Investmentfonds, von diesen sind aber nur ein Bruchteil wirklich ansatzweise interessant. Den wenigsten Fonds und Ihren Managern würden wir unser Geld anvertrauen. Dies liegt nicht nur in der Kostenproblematik begründet, sondern auch in den schwierigen Rahmenbedingungen denen Fondsmanagern im allgemeine unterworfen sind. Die drei wichtigsten Gründe warum der durchschnittliche Fondsmanager (trotz hervorragender Ausbildung, Promotion und jahrelanger Forschung und Erfahrung) unserer Meinung nach langfristig nur schlechte Ergebnisse abliefern sind:

1) Kosten von 1-2% p.a.
2) Der Druck kurzfristige Ergebnisse zu erzielen
3) Die Ausrichtung an einer Vergleichsbenchmark

Diese Gründe sind seit langem bekannt und gehören Sicherlich zu den Hauptgründen, warum die ETF-Industrie in den vergangenen 10 Jahren so extrem geboomt hat.

1) Von der durchschnittlichen Rendite von 5-8 % p.a., die wir langfristig für Aktien erwarten, werden jährlich Kosten für die Fondsführung abgezogen. Die durchschnittlichen Kosten eines klassischen Fonds liegen zzgl. Ausgabeaufschlag (auf die Laufzeit verteilt) bei im Schitt über 1,5% p.a. Oder anders gesprochen: Bei einer anzunehmenden Rendite von 8% für die Aktien insgesamt muss der Fondsmanager bei Kosten von 1,5% (6,5% erwartete Rendite bei Indexfonds abzgl. 1,5% Gebühr) pro Jahr fast 20% besser sein als der Durchschnittsmarkt – nur um seine Kosten wieder reinzuholen.

2) Der Druck kurzfristige Ergebnisse zu erzielen erhöht die Tendenz kurzfristige Strategien zu bevorzugen. Ein Fondsmanager hat “keine Zeit” dass sich eine Aktie über einen längeren Zeitraum schlechter entwickelt als der Gesamtmarkt. Läuft eine Aktie schlecht, muss er das Festhalten an dem Titel in den wöchentlich, monatlich stattfindenden Meetings des Investmentausschusses/Portfoliomanagements jedesmal verteidigen. Bei Komiteeentscheidungen sind so Bauernopfer ala “Kürzen wir meine Aktie, dann kürzen wir auch deine Aktie” ziemlich sicher.

3) Die Ausrichtung an einer Vergleichsbenchmark zwingt den Fondsmanager zu mittelmäßigen Ergebnissen. Es handelt sich um ein klassisches Prinzipal-Agent Problem. Ein Fonds der sich mittelmäßig schlägt muss sich nicht rechtfertigen, kann aber trotzdem Provisionen kassieren. Ein Fonds der extrem von seiner Benchmark abweichende Wetten fährt, kann entweder gewinnen – oder verlieren. Verliert er, dann sinken in der Regel auch sehr schnell seine Einlagen. Damit gefährdet der Fondsmanager bei starker Abweichung seinen Job und sein Arbeitgeber verliert die mit dem Fonds verbundenen Provisionen. Ein Anreiz zu stark abzuweichen ist also gering.

Dennoch gibt es zahlreiche professionelle Investoren die hervorragende Publikumfonds anbieten. Was an diesen Fonds interessant ist und welche interessanten Ideen manche von Ihnen bereithalten wollen wir in einigen zukünftigen Beiträgen vorstellen.

Eine Übersicht über potentiell interessante Fonds wollen wir aber schonmal hier abliefern. Da wir zukünftig sicherlich das eine oder andere Mal auf diese Fonds verweisen kann man hier dann kurz nachlesen woher die Fonds stammen:

Sequoia Fund: Einer der Fonds mit dem besten Langzeitergebnis der Wallstreet. (LINK) Wie könnte es anders sein: Gründer des Fonds William Ruane lernte sein Handwerk in einem Investment-Kurs bei Ben Graham. Zu dieser Zeit lernte er auch Warren Buffett kennen, der seinen Anlegern nach der Schließung seiner Partnerschaft eine Einlage in den Sequioa Fund empfahl. Der Fonds war von 1982 bis 2008 für neue Anleger geschlossen. Da neue Gelder auch neue Provisionen bringen ist eine so lange Schließung außergewöhnlich, wenn nicht einmalig. Der Fonds erzielte bis heute ein Wachstum von 14,44% p.a. gegenüber dem S&P mit 10,78% p.a. Schon an dieser Zahl kann man sehen welche Macht hinter einem “nur” um 3,6% besseren Ergebnis steckt. (Und mit diesem Ergebnis ist der Fonds einer der besten langfristigen Track Rekords offener Publikumfonds die es gibt.) 10.000 USD angelegt im Sequioa wurden in dieser Zeit zu 2,44 Mio USD. Im S&P hingegen wurden aus den 10.000 USD “nur” 609 Tsd. USD. Erhebt ein durchschnittlicher Fonds also sogar noch Kosten wird der Durchschnittsanleger weit unter den rund 600 Tsd USD in dieser Zeit gelegen haben. Link zu den Shareholder-Reports

Tweedy Browne Global Value: Tweedy Browne ist einer der ältesten und prominentesten Namen der WallStreet. Ursprünglich eine Brokerfirma bei der auch Warren Buffett die Geschäfte seiner Partnerschaft abwickelte, legte Tweedy Browne in der Vergangenheit verschiedene Fonds auf. Der Track-Rekord kann sich durchaus sehen lassen. Christopher Browne hat das sehr lesenswerte Buch “The Little Book of Value-Investing” geschrieben. Die Shareholder Reports von Tweedy Browne werden auch um Researchberichte und Studien ergänzt.
Der Tweedy Browne Global Value erzielte (auf USD-Basis) mit jährlich 10,24% p.a. ein erheblich besseres Ergebnis als des MSCI EAFE mit 5,29% p.a. Das Ergebnis kann sich auch hier sehen lassen.

Asian Bamboo Sperrholzplatten – Plan und Wirklichkeit

Anfang 2010 wurde u.a. über Aktiencheck die freudige Nachricht des Kaufs von 40% an einem Sperrholzplattenhersteller und den Beginn der erfolgreichen vertikalen Integration verkündet.

Anscheinend ein echtes Schnäppchen:

Asian Bamboo beteilige sich mit 40% an Xinlifeng, einem Hersteller von Sperrholzplatten aus Bambus, die im Hochbau eingesetzt würden.

Der Kaufpreis liege bei EUR 3 Mio. für 40%, was einer Basisbewertung von EUR 7,5 Mio. entspreche. Das Management von Asian Bamboo erwarte, dass die Gesellschaft ein Nettoergebnis von EUR 1,7 Mio. in 2010 erzielen werde. Sollte diese Planung – so wie bislang jede Guidance seit IPO – erreicht werden, bezahle Asian Bamboo ein KGV von 4,4 für Xinlifeng.

Tja, laut Geschäftsbericht S.89 war das Ergebnis der Beteiligung nicht +1,7 Mio. EUR sondern leider nur -170 Tsd EUR für 2010.

War wohl vielleicht bisher doch kein so tolles Schnäppchen. Diese Prognosefähigkeit des Managments sollte man auch im Hinblick auf die sonstigen geplanten Aktivitäten berücksichtigen.

AXA Immoselect – Monatsbericht März

Hier kann man sich den Märzbericht zum Axa Immoselct durchlesen.

Wir würden mal behaupten, dass dieser Bericht “best in class” für offene Immobilienfonds ist. Klar sind die Abwertungen nicht besonders schön, aber es bleibt zu hoffen, dass die serr offene Art der Berichterstattung evtl. doch eine Basis für eine Wiederöffnung sein könnte. Interessant sind auch Informationen, dass z.B. in der Hafencity Hamburg 20% aller Objekte leer stehen.
Zum Vergleich der Monatsbericht des TMW Weltfonds. Nur die üblichen Übersichten und ganz am Ende rechts unten kurze Hinweise zu Abwertungen. Das muss nicht unbedingt Rückschlüsse auf die Qualität der Immobilien zur Folge haben, dennoch ist Transparenz evtl. ein wichtiger Faktor hinsichtlich einer evtl. Wiederöffnung.

Asian Bamboo: Random Walk oder US-Amerikaner?

Eigentlich sind wir nicht am kurzfristigen Geschwanke von Mr. Market interessiert.
Aber seit 5 Tagen lässt sich bei Asian Bamboo eine interessante Beobachtung machen – die entweder auf Zufall (Random Walk) oder auf der zeitlichen Differenz zu den Amerikanern beruht.

Regelmäßig in den letzten Tagen startet AB5 mit +2-3% in Plus, um dann ab rund 15:00 Uhr und insbesondere gegen Schluss des Handels alle Kursgewinne wieder abzugeben.

Eine Schlussfolgerung oder Handlugsempfehlung aus diesem Verhalten: gibt es nicht…

Was wir lesen – Rückspiegel KW 14

Video: Seth Klarman

Glenview Capital: Annual Letter

Fairfax: Annual Letter

AxA Immoselect: Dubioses Umtauschangebot

China Frauds: Beitrag ValueView

Frostas Aprilscherz

Procter&Gamble verkaufen Pringles

Michael Burry: Vortragsnotizen

Charlie Munger und BYD

Qualitätsprobleme beim Buffett-Wert Johnson&Johnson

Damodaran zu Banken

Damodaran zu Katastrophen und Bewertungen

Die AIG Story

Ein potentiell interessantes Buch: “Predatory Trading and Crowded Exits: New Thinking on Market Volatility

St. Joe Company und der Leucadia Flugplatz.

DEGI (ehemals) offene Immobilienfonds – Update Q1 2011

Letzte Woche sind ja die Gesetzesänderungen für offene Immobilienfonds in Kraft getreten.

Für die bereits geschlossenen Fonds ändert sich dadurch bekanntlich ja nichts, da die Regeln erst ab 2013 greifen. Hinzu kommt, dass die neuen Regeln erst mit einer Vertragsveränderung der Fonds in Kraft treten können. Seine Vertragsbedingungen kann ein Fonds aber nur ändern, wenn er die Anteile an die KAG zurücknimmt. Die geschlossenen Fonds (SEB Immoinvest, CS Euroreal und Co.) können also erst auf die neuen Regeln umstellen wenn sie mindestens für ein paar Tage offen sind.

Etwas überraschend ist die Tatsache, das es insbes. bei den DEGI Fonds keine weiteren Verkäufe gab. Für den DEGI Europa wurde ja eigentlich die nächste Schüttung für Juli angekündigt.

Ganz interessant ist aber dieser Artikel von vor gut drei Wochen in dem der Chef von Aberdeen Deutschland ein paar interessante Aussagen macht.

Zum einen scheint man bei Aberdeen nicht mehr besonders an Retailfonds interessiert zu sein:

‘We don’t want to launch new retail funds and then close them soon after. The main difference with the retail side is that we can’t really control retail investors but we can talk to small groups of institutional investors. It creates a more predictable situation for us.’

So wirklich optimistisch ist auch die Aussage zum DEGI Intarnational nicht:

‘The DEGI International fund has been closed for a while now and when we review it in November we will be in a very similar situation as we were with Europa,’ said Leser.

The €1.3 billion DEGI Europa fund was liquidated in October last year after being closed since November 2009. Although Leser is hopeful this will not occur with the International fund it remains a possibility when the fund reaches its established reopening date this November ‘if we know we won’t get massive redemptions then we will reopen it,’ he said.

Interessant ist aber, dass im gleiche Artikel davon gesprochen wird, dass Aberdeen parallel drei neue Institutionelle Fonds auflegen möchte, darunter 2 Fonds die ein relativ ähnliches Profil zu DEGI Europa und International haben:

Two of the planned funds will be focused on the pan European property sector, mainly offices and retail units, while the third fund will focus on the German residential market.

Jetzt könnte man natürlich darüber spekulieren, dass diese doch recht ähnlichen Fonds evtl. per Portfoliodeal aus den Publikumsfonds “befüllt” werden. Das wäre vielleicht auch gar keine so schlechte Lösung, weil man dann z.B. weniger Vorfälligkeitsentschädigungen usw. zahlen müsste. Somit könnte man sowohl die weiter gehenden Abwertungen und die ausbleibenden Verkäufe bei den geschlossenen OIs erklären.

Wie gesagt aber nur eine Spekulation unsererseits.

Demnächst kommen hoffentlich mal die Jahreseberichte 2010 raus, dann wird auch eine aktualiserte Analyse folgen.

Core Value: Sysco – langweilig und gut – aber leider zu teuer

Wiki: Sysco Corporation is the largest foodservice distributor in North America. It distributes frozen foods, various canned and dry foods, fresh and frozen meats, seafood and poultry, imported specialties, and fresh produce. The company also supplies various non-food items, including disposable napkins, plates, and cups; tableware, cookware, restaurant and kitchen equipment, and cleaning supplies.

Eigentlich eine absolut langweilige Geschichte: Sysco beliefert alle möglichen Restaurants, Krankenhäuser, Schulen, Mensen u.a. mit Lebensmitteln, Fertiggerichten und Zubehör. Mit einem Marktanteil von 17% ist Sysco absoluter Marktführer und beliefert rund 400.000 Kunden mit rund 400.000 verschiedenen Produkten.

Gewinn und Umsatz sind im Gegensatz zur Story alles andere als langweilig:
In der 2000er Auflage vom “Intelligent Investor” ist Sysco in den Kommentaren aufgeführt. (Internet Stock vs. langweiliger Food Support)

Auch der Aktienkurs hat sich in den letzten 20 Jahren gut verzehnfacht, in den letzten 30 Jahren gut verhundertfacht:

Sysco wurde im Buch von Pat Dorsey als eine der klassischen Firmen genannt, die bei wachsendem Kundenstamm Mehrwert erzielt (Moat durch Netzwerkeffekte) und wird von Morningstar als eine der Firmen gelistet die einen dauerhaften “Wide Economic Moat” haben. Der Mehrwert resultiert hauptsächlich daher, dass für das Unternehmen bei mehr Kunden die Routen billiger werden und die Kosten sinken. Die Produkte werden von zahlreichen Knotenpunkten aus ins ganze Land gekarrt. Je mehr Kunden pro Fahrt (Fahrtkosten als zentraler Kostenpunkt) bedient werden könne, desto günstiger kann Sysco seine Produkte anbieten. Daher kann Sysco durch jeden neuen Kunden die Preise niedriger gestalten und durch günstige Preise mehr Kunden gewinnen. Noch mehr Kunden – noch geringere Kosten – und damit in Verbindung mit der Preissetzungsmacht im Schnitt deutlich höhere Margen als andere Anbieter. Ein Anbieter der Sysco das Wasser reichen wollte müsste 1. die Knotenpunkte teuer aufbauen und 2. den Kundenstamm replizieren. Das ist zumindest ein nicht ganz unbeträchtlicher Wettbewerbsvorteil…

Das Ganze lässt sich natürlich auch an einem sehr konstanten Cashflow (operativ und Free pro Aktie) und einer stetig hohen Gesamtkapitalrentabilität (CF/Total Assets) ablesen.

Auch wenn wir Sysco daher als sehr wertvoll und daher passend für unser Portfolio empfinden, vergleichen wir immer die beiden Komponenten Wert&Preis. Der Preis ist bei einem Kurs von 28 USD in etwa wie folgt:

Market Cap: 16,3 Mrd. USD

KGV: 13,5 (ok)
KGV3: 14,5 (ok)
KGV10: 18,7 (schon recht hoch)

KCV: 10,20 (ok)
KFCF: 15,8 (schon recht hoch)

KUV: 0.40 (sogar recht angenehm)
KUV*mittlere Marge: 16 (schon recht hoch)

KBV: 4,25 (sportlich)
EV/Ebit: 8,5% (relativ niedrig)

Dividende+Aktienrückkäufe: ~5% p.a.
Das Unternehmen kauf massig Aktien zurück und schüttet gleichzeitig eine (für US-Verhältnisse) hohe Dividende aus. Dies ist auch ein hinweis darauf, dass die Zeiten “massiven” Wachstums zumindest absehbar vorbei sind. Bilanz ist trotz Goodwill und etwas Schulden halbwegs solide und da der Cashflow recht hoch und extrem stabil ist – ist die Verschuldung akzeptabel.

Mit diesen Werten ist Sysco in dem von uns genutzen Bewertungsmodellen relativ fair bewertet. KGV und KCV sind akzeptabel, KBV und der Gewinn mit Mittlerer Marge recht hoch. Wenn wir das Unternehmen als solches kaufen könnten und uns garantiert würde, dass wir zu den gleichen Kennzahlen wie oben in fünf oder zehn Jahren auch verkaufen könnten – würden wir das Unternehmen tendentiell kaufen. Da wir aber nicht wissen, ob der Markt in fünf oder zehn Jahren bereit ist, solch hohe Multiples für das Unternehmen zu bezahlen ist uns das Risiko zu groß. Das Unternehmen könnte (und die Chancen stehen sehr gut) Gewinn und Eigenkapital innerhalb der nächsten zehn Jahre verdoppeln. (Auch weil sie die Preise an die Inflation anpassen können). Wenn aber die Multiples auf ein normales oder sogar unterdurchschnittliches Maß zusammenschrumpfen – wird sich die Aktie in zehn Jahren nicht unbedingt auch verdoppelt haben.
Diesen Zusammenhang haben wir auch bei Medtronic schon einmal vorgestellt. Nur weil ein Unternehmen gute Zahlen bringt – heisst es nicht, dass der Aktienkurs partizipiert, wenn die Aktie vor zehn Jahren einfach viel zu teuer war.

Aus diesem Grund nehmen wir Sysco erstmal nur auf die “Core-Watchlist” und hoffen, dass Mr. Market und irgendwann einmal nochmal günstigere Kurse beschert, so dass wir dieses wunderbare Unternehmen auch zu einem akzeptablen Preis kaufen können.

Guanxi revisited – die Dominosteine bei den US Chinesen fallen

Wir hatten vor gut 2 Monaten ja mal zum Thema China und Guanxi einen Beitrag verfasst.

In der Zwischenzeit ist einiges passiert. Den Ausschlag hat vmtl. CCME gemacht. Nach einigen weiteren kritischen Berichten hat sich Mitte März dann sowohl der Wirtschaftsprüfer wie auch der CFO abgesetzt, seitdem ist die Aktie vom Handel ausgesetzt.

In der Zwischenzeit wiederholt sich dieser Vorgang beinahe täglich, heute zum beispiel bei Qiao Xing Universal Resources und Puda Coal .

Die Tage zuvor hatte Muddy Waters einen Bericht zu Duoyuan Global Water Inc. (DGW) herausgebracht und eine Firma namens China Century Dragon Media ist wenige Wochen nach dem IPO gleich wieder pleite gegangen.

Die Firma DEER versucht es mit einer Klage gegen den Blogger, aber das dürfte wohl nicht allzu erfolgreich sein.

Man muss sich tatsächlich die Frage stellen, ob überhaupt einer der “US Chinesen” “real” ist.

Interessant auch die Tatsache, dass relativ lange Verschwörungstheorien über die Verfasser verbreitet wurden, die Initiatoren und Pusher wie zum Beipiel Global Hunter bei CCME anscheinend ungeschoren davon kommen. Lediglich der CCME Analyst wurde einen Tag später gefeuert.

Die Schuld wird auch grundsätzlich bei anderen gesucht, z.B. bei Deloitte.

Zum Abschluss noch der Verweis auf einen Link den wir schon in unserer wöchentlichen Linkliste gepostet haben und der die wichtigsten Punkte zusammenfasst:

– immer skeptisch gegenüber Bilanzen sein
– wenn es zu gut ist um wahr zu sein ist es nicht wahr
– es ist kein Verlass auf wirtschaftsprüfer, egal wie renomiert sie sind
– nicht auf “sell side” Analysten verlassen, die haben meistens ein ungesundes Selbstinteresse und werden von den Unternehmen direkt oder indirekt bezahlt

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